Düngen mit Tierdung – darauf ist zu achten
Einst gab es keinen Kunstdünger und dennoch war es möglich, Gärten und Felder zu düngen – wer Tiere hielt, hatte auch Mist. Praktischer Kunstdünger kommt bei vielen ökologischen Gärtnern neuerdings in Verruf – er schädigt das Bodenleben und baut keinen Humus auf. Nicht grundlos gibt es im Gartenhandel bereits abgepackten Dung von Pferden, Rindern oder auch Geflügel. Hier gibt es jedoch einiges zu beachten, damit dieser Tierdung seine volle Wirkung entfaltet und keinen Schaden im Gemüsebeet anrichtet.
Jede Tierart ernährt sich anders und hat ihre eigene Verdauung. Pferde und Rinder fressen Gras in großen Mengen. Dennoch sieht ihr Dung ganz anders aus. Bei Pferden ist er so fest, dass von Pferdeäpfeln die Rede ist, Rinderdung muss vor dem Abpacken noch etwas entwässert werden. Pferde und Rinder haben eine unterschiedliche Verdauung.
Hühner und Wachteln fressen ebenfalls Gräser – zum Großteil füllen sie die benötigten Kalorien jedoch mit Körnern und Kleintieren auf. Das Verhältnis der Nährstoffe ist also anders als bei Pferden und Rindern. Geflügelkot ist deswegen viel gehaltvoller und damit auch schärfer.
Das bedeutet, dass Tierdung sich von Art zu Art sehr stark unterscheidet und damit immer auch für sich betrachtet werden sollte. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten: Frischer Dung ist schärfer als abgereifter Dung. Ist dieser mit Einstreu gemischt, verändern sich die Eigenschaften erneut. Hobelspäne verlangsamen ein Kompostieren, hier wäre Stroh besser geeignet.
Was ist scharfer Mist?
Beim anfallenden Tierdung hat Pferdemist unter Gärtnern einen sehr guten Ruf, auch Rindermist zeichnet sich durch positive Eigenschaften aus. Dieses hat den Grund, dass frischer Mist die empfindlichen Pflanzenwurzeln angreift. Es wird von scharfem Mist gesprochen, Geflügeldung ist an dieser Stelle besonders kritisch zu betrachten.
Pferde- und Rindermist sind selbst im frischen Zustand milder. Es ist möglich, eine dünne Schicht im Gemüsebeet aufzutragen und diese einzuarbeiten. Dieses sollte im Idealfall bereits Wochen oder Monate vor der Aussaat beziehungsweise dem Pflanzen geschehen. Außerdem sollten nur die Flächen mit frischem Pferde- und Rindermist gedüngt werden, die für Starkzehrer vorgesehen sind. Mittelzehrer können ein Jahr später folgen und anschließend Schwachzehrer. Wer es richtig machen möchte, pflanzt im vierten Jahr sogar noch Hülsenfrüchtler, die mit ihren Wurzeln Stickstoff im Boden binden.
Das bedeutet: Scharfer Mist ist schädlich, er greift die Wurzeln an. Dung von Schweinen, Hühnern oder Japanischen Legewachteln muss zuerst reifen. Im Idealfall ist der Dung bereits mit Einstreu gemischt und kommt auf die überdachte Mistplatte oder in einen überdachten Komposter. Hier kann dieser Mist reifen und soll sogar gelegentlich umgeschichtet werden, damit die Bodenorganismen besser arbeiten können. Erst gereifter Mist ist milder und damit viel wertvoller für das Bodenleben. Doch wer hat schon ein bis zwei Jahre Zeit, um seinen Mist reifen zu lassen?
Milderer Dung von Pferden und Rindern ist deswegen sehr interessant. Bereits im Herbst kann Pferde- oder Rindermist aufgetragen und leicht untergearbeitet werden. Das Bodenleben wird diesen Mist bis zum kommenden Frühjahr so weit umgewandelt haben, dass er Starkzehrern gut bekommt.
Pferdedung
- Stickstoff: 0,6 %
- Phosphor: 0,3 %
- Kalium: 0,6 %
Viel Volumen und deswegen gute Humusbildung. Pferdedung eignet sich auch, um schwere Böden etwas aufzulockern. Außerdem ist es bei Pferdedung möglich, ihn beim benachbarten Pferdehof abzuholen.
Rinderdung
- Stickstoff: 0,5 – 0,7 %
- Phosphor: 0,3 – 0,4 %
- Kalium: 0,5 – 0,6 %
Rinderdung eignet sich mit seinen Nährstoffen für fast alle Pflanzen als Basisdünger. Wegen seiner Struktur sollte er vor dem Transport eingedickt werden oder mit Einstreu gemischt sein. Pferdedung ist an dieser Stelle bequemer.
Hühner- und Wachteldung
- Stickstoff: 1,5 – 2,5 %
- Phosphor: 1,5 – 2,3 %
- Kalium: 0,8 – 1,5 %
Im Gegensatz zum Pferde- und Rindermist ist der Phosphor-Anteil fast so hoch wie der Stickstoff-Anteil. Proportional ist weniger Kalium enthalten. Hühner- und Wachteldung eignet sich also dort, wo besonders viel Phosphor in den Boden soll. Nur, dass er unbedingt vor dem Auftragen mit der Einstreu reifen und kompostieren sollte.
Größeren Komposter anlegen?
Bei Mist und Kompost zahlt sich Geduld aus. Viele kennen es bereits, dass sie halbreifen und reifen Kompost im Handel finden. Je reifer der Kompost, umso schonender und wertvoller ist er. Genauso ist es beim Mist und das gilt selbst für Pferde- und Rinderdung.
Wer die Möglichkeit hat, sollte deswegen an einer stillen Stelle mehrere besonders große Komposter anlegen. Solange die Komposter nicht in einer Senke stehen und abgedeckt werden, spült der Regen die Nährstoffe nicht heraus.
Für die Rottephase ist es förderlich, den Kompost mehrfach umzusetzen und auf eine passende Feuchtigkeit zu achten. Nur so werden die besonders hohen Temperaturen erreicht. Profis arbeiten mit einem Kompost-Thermometer und wässern gezielt, um diese Temperaturbereiche von zuerst 50 bis 70 °C und dann 30 bis 40 °C zu treffen. Zu viel ist nämlich schädlich, zu wenig ist ineffektiv.
Wer nicht ganz so professionell vorgeht, kann immer noch mit Kompostbeschleuniger nachhelfen. Sobald die fehlenden Nährstoffe und Bakterienstämme gezielt im Kompost eingebracht werden, geht alles viel schneller. Es hilft ebenfalls, etwas halbreifen Kompost in den frischen zu geben.
Bei den Vorzügen, die Mist als Dünger für den Garten hat, wäre es sogar naheliegend, selber ein paar Tiere zu halten. Pferde und Kühe sind selbst für große Gärten unrealistisch. Hühner wären naheliegender. Wird einem der Platz knapp, sind Japanische Legewachteln die perfekten Eierleger: Bereits 2 m² im Nebengebäude oder in einer geschützten Voliere reichen für die eigene Wachtelhaltung. Die enorme Legeleistung von 200 oder mit Tageslichtprogramm im Winter bis über 300 Eier kommt nicht von allein. Japanische Legewachteln benötigen im Gegenzug eine ordentliche Futtermenge, womit hinterher dementsprechend Mist anfällt. Und ganz nebenbei werden Legewachteln sehr schnell zahm und sind tolle Haustiere für die ganze Familie.
Was ist mit Schafwolle und Hornspänen?
Hornspäne fanden sich bereits vor Jahrzehnten im Gartenhandel, inzwischen etablieren sich auch Schafwoll-Pellets. Beide Dünger werden als Langzeitdünger angepriesen, was ist dran?
Ob es sich um Hufe, Hörner oder Wolle handelt – es sind über 10 % Stickstoff enthalten, der sich nur langsam löst. Wer im Frühjahr Hornspäne oder Schafwoll-Pellets als Stickstoffdünger einsetzt, hat seinen Boden noch für die kommende Saison gedüngt.
Aber Vorsicht – Zimmerpflanzen mit Hornspänen im Boden locken Trauermücken an, die ihre Eier im Boden ablegen. Aus diesem Grund sollten sie nicht einmal in Gewächshäusern eingesetzt werden. Ansonsten spricht jedoch nichts dagegen.