Pflanzenfamilie: Kreuzblütler Brassicaceae
Viele wichtige Kulturpflanzen sind aus den Kreuzblütlern hervorgegangen. Alle Formen des Gemüsekohls, Senf, Steckrübe, Raps, Radieschen, Kresse, Wasabi, Meerrettich, Rucola, Chinakohl und Asiasalate gehören zu den Kreuzblütlern, aber auch einige Zierpflanzen, wie Levkojen, Nachtviolen, Goldlack und Blaukissen. Eine spannende und vielseitige Pflanzenfamilie, die schon lange gezüchtet wird und deswegen eine hohe Sortenvielfalt vorzuweisen hat.
Merkmale der Familie
Die 18 Gattungen der Kreuzblütler erkennt man gut an dem charakteristischen, zwittrigen Blütenaufbau in Form eines Kreuzes. Die Kronblätter sind immer 4-zählig, mit sechs Staubblättern ausgestattet. Blüten sind in einfachen oder doppelten Trauben angeordnet, seltener in Trugdolden. Die Pflanzen sind meist krautig, selten verholzend, die Blätter stehen wechselständig ohne Nebenblätter. Samen werden in Schoten oder Schötchen ausgebildet, sobald die Samen reif sind, öffnen sich die Schoten und geben den ölhaltigen Keimling frei.
Senfölglykoside: gesunde Scharfmacher
Typisch für Kohlgewächse ist der scharfe oder kohlartige Geschmack, der von den Senfölglykosiden herrührt. Das sind schwefel- und stichstoffhaltige Verbindungen, die nur in Kreuzblütlern gebildet werden und antiviral, antibakteriell und entzündungshemmend wirken. Es gibt rund 120 verschiedene Senfölglykoside. Herausragende Bedeutung hat das Sulforaphan, das ganz besonders reichhaltig in Brokkoli und vor allem in Sprossen und Keimlingen von Brokkoli vorkommt. Es gibt zahlreiche Studien, die annehmen lassen, dass die regelmäßige Aufnahme von Sulforaphan vor Krebs schützt.
Kohlhernie – ein Feind der Familie
Neben den besonderen Inhaltsstoffen teilen die Kreuzblütler einen ganz besonderen Feind, die Kohlhernie. Bei der Kohlhernie handelt es sich um den Schleimpilz Plasmodiophora brassicae, der an befallenen Wurzeln Gewebewucherungen auslöst. Die Wurzel kann weder Wasser noch Nährstoffe aufnehmen und so kümmern und welken die Pflanzen. Das Wirtsspektrum der Kohlhernie ist sehr groß und umfasst beinahe alle Kreuzblütler, neben Gemüsepflanzen und Blumen, befällt der Erreger auch Unkräuter, wie das Acker-Schmalwandblatt Arabidopsis thaliana oder das Hirtentäschel Capsella spec.. Der beste Schutz vor der Kohlhernie ist ein gut gekalkter Boden und eine weite Fruchtfolge. Frühestens alle drei Jahre dürfen Kreuzblütler wieder auf dem gleichen Feld angebaut werden, bis dahin heißt es auch alle Unkräuter, die zu den Kreuzblütlern gehören, konsequent zu entfernen. Hat der Pilz einmal Fuß gefasst, kann er nicht direkt bekämpft werden. Die Dauersporen verbleiben im Boden bis zu 20 Jahre infektiös.
Die wichtigsten Arten der Kreuzblütler
Von Kohlrabi über Rucola bis hin zu Raps, in kaum einem Garten gibt es keine Kreuzblütler. Wir stellen die wichtigsten Arten und unsere liebsten Sorten vor.
Gemüsekohl Brassica oleraceae
Unter Gemüsekohl vereinen sich alle kopfbildenden Kohlarten wie Weißkohl, Rotkohl, Spitzkohl, Wirsing, Butterkohl, aber auch Kohlrabi, Rosenkohl, Palmkohl und Grünkohl. Sie zeichnen sich durch einen milden Geschmack aus und sind vielfältig in der Küche zu verwendet. Weitere beliebte Arten sind Blumenkohl, Brokkoli und Romanesco, bei denen die noch geschlossenen Blütenstände geerntet werden.
Lieblingssorte Flower Sprouts
Bei der Neuzüchtung Flower Sprouts Autumn Star F1 handelt es sich um eine Hybridzüchtung aus Grünkohl und Rosenkohl. Statt feste geschlossene Röschen wie beim Rosenkohl entwickelt sich offene, gekrauste Röschen. Die Farbe geht von violett in dunkles Grün über und der Geschmack ist angenehm mild.
Rübsen Brassica rapa
Aus der Gattung B. rapa sind zahlreiche Arten für den Gemüseanbau hervorgegangen. Grob unterschieden kann man nach Nutzung. Es gibt Arten, bei denen vorwiegend die Blätter genutzt werden, wie Chinakohl, Pak Choi, Rübstiel, Stängelkohl, aber auch die Asiasalate Tatsoi, Mizuna, Komatsuna, Mibuna und weitere. Bei anderen Arten steht die Bildung einer verdickten Sprossrübe im Vordergrund. Bekannte Arten sind Mairübe, Teltower Rübchen oder Herbstrübe. Steckrüben Brassica napus subsp. napobrassica sind davon abzugrenzen.
Lieblingssorte Asia-Salate Mischung „Red & Green“
Die würzigen Blätter von Asia-Salaten wie Pak Choi Tatsoi, Mustard Red Giant und Mizuna lassen sich das ganze Jahr über anbauen. Am schönsten werden die Asiasalate, wenn man sie im Herbst sät. So hat man den ganzen Winter über eine frische, vitaminreiche Beigabe für Salate und Gemüsepfannen.
Raps Brassica napus
Der Raps ist wegen seiner ölhaltigen Früchte eine der bedeutendsten Nutzpflanzen weltweit. Noch bis in die 1970er Jahre hinein, war das gewonnene Öl wegen der enthaltenden Erucasäure giftig. Durch Züchtungsarbeit wurden die sogenannten 00-Sorten, die sowohl Erucasäure armes Öl lieferten, als auch die Verwendung des Presskuchens als Viehfutter wegen niedriger Glucosinolatgehalte möglich machten, entwickelt. Für den Gemüsegarten ist Raps wenig interessant und wird allenfalls als Gründüngung genutzt, nah verwandt mit dem Raps ist die Steckrübe, auch Kohlrübe oder Erdkohlrabi genannt. Bekannt ist die Steckrübe aus dem sogenannten deutschen Steckrübenwinters während des Ersten Weltkriegs, wo alle Nahrungsmittel knapp wahren und die Steckrübe als Notnahrung galt. Während die Steckrübe lange Zeit verpönt war, erlangt das das mild-süßlich schmeckende Wintergemüse immer größere Beliebtheit.
Lieblingssorte Steckrübe Wilhelmsburger
Die Wilhelmsburger Kohlrübe ist eine historische Sorte, die sich durch intensiv gelb gefärbtes Fleisch auszeichnet. Der Ertrag von Kohlrüben ist hoch und sie stellen nur wenige Ansprüche an den Boden. Verwendung finden Sie als Püree oder als Zugabe zu Eintöpfen und Pfannengerichten.
Rettich Raphanus sativus
Der Gartenrettich gehört zur Gattung Raphanus und vereint in der Art Gartenrettich Raphanus sativus die als Nutzpflanzen bekannte Rettiche und Radieschen. Typisch ist die Bildung einer Spross-Wurzelknolle, die einen angenehm scharfen Geschmack wegen der vorhandenen Senfölglykoside hat. Man unterscheidet die eigentlichen Rettiche, den schwarzen Winter-Rettich und den weißen Daikon-Rettich, sowie die kleinen Radieschen, auch Monatsrettiche genannt. Seltener findet man den Öl-Rettich und den Rattenschwanzrettich, der vor allem im asiatischen Raum wegen der essbaren Schoten und Blätter angebaut wird.
Lieblingssorte Red Meat
Die chinesische Rettichsorte „Red Meat“ besticht durch eine weiße bis grünliche Schale und pinkes Fruchtfleisch. Eine Sorte, die von der Norm abweicht und einen milden, nussigen Geschmack hat.
Rucola – ein Name, zwei Pflanzen
Unter dem Trivialnamen Rukola verbergen sich zwei komplett verschiedene Pflanzenarten. Es gibt die Garten-Senfrauke Eruca vesicara und der Schmalblättrige Doppelsame Diplotaxis tenuifolia. Bei Arten werden als würzig schmeckendes Salatkraut angebaut. Man muss beim Samenkauf genau hinschauen, um die richtige Art zu bekommen.
Wilder Rucola Diplotaxis tenuifolia
Etwa 90 % des in Deutschland angebauten Rucola ist die Wildform Diplotaxis tenuifolia. Oft wird die Art als Rucola selvatica im Samenhandel angeboten. Die Blätter sind feingliedrig, zart und schmecken herrlich aromatisch, nussig ohne aufdringliche Schärfe. In der Jungednentwicklung und Keimung ist der Wilde Rucola langsamer, als die Garten- Senfrauke. Mit etwas Glück überwintert der Wilde Rucola und triebt im nächsten Jahr erneut aus.
Garten-Senfrauke Eruca vesicara subsp. sativa
Die Garten-Senfrauke, wird manchmal simultan zum wilden Rucola als Rucola coltivata bezeichnet. Allerdings sind die Blätter oft größer und insgesamt weniger wohlschmeckend als die wilde Art und nur einjährig anzubauen. Mittlerweile gibt es neue Züchtungen, die die Vorteile beider Arten vereinen sollen. Die Sorte „Speedy“ vereint den nussig- würzigen Geschmack der wilden Rauke, wächst aber viel schneller.