Aussäen auf der Fensterbank – so geht’s!
Viele wärmeliebende Blumen, Gemüse und Kräuter werden am besten auf der heimischen Fensterbank angezogen. Hier sind sie geschützt vor dem rauen Wetter im Frühjahr. Mit der richtigen Pflege wachsen kleine Keimlinge zu prächtigen Jungpflanzen heran, bevor sie Mitte Mai ausgepflanzt werden. In diesem Artikel erfahren Sie alle Tipps und Tricks rund um die Anzucht auf der Fensterbank.
Anzuchterde
Herkömmliche Blumenerde ist für die Anzucht nicht geeignet. Oftmals finden sich viele grobe Bestandteile von noch nicht vollends zersetztem Holzhäckseln und nicht selten ist die Erde mit allerlei unliebsamen Mitbewohnern besiedelt. Ausgewachsenen Pflanzen im Kübel macht es meist wenig aus, wenn ein paar Trauermückenlarven in der Blumenerde sind. In der Wohnung, fernab von natürlichen Feinden entwickelt sich schnell eine Plage, an der Jungpflanzen zugrunde gehen können. Um das zu vermeiden, setzen Sie am besten von Anfang an auf hochwertige Anzuchterde. Diese ist in der Struktur sehr fein und oft mit Zuschlagsstoffen wie Sand oder Perlite vermischt, damit die jungen Pflanzen beste Startbedingungen vorfinden. Ein weiterer Vorteil von Anzuchterde gegenüber Blumenerde ist, dass sie weniger stark gedüngt ist. Der junge Keimling benötigt zu Beginn nur wenige Nährstoffe und wird angeregt, ein besonders dichtes Wurzelwerk auszubilden. Tipp: Um ganz sicherzugehen, dass keine Trauermückenlarven oder andere Schädlinge mit der Anzuchterde eingeschleppt werden, können Sie die Erde im Backofen sterilisieren. Breiten Sie die feuchte Erde auf Backpapier aus und erhitzen Sie das Ganze bei 180 Grad eine halbe Stunde lang. Vor der Verwendung muss die Erde komplett abgekühlt sein.
Anzuchttöpfe
Sie müssen nicht spezielle Anzuchttöpfe kaufen. Es gibt viele Materialien, die zu diesem Zweck wiederverwendet werden können. Ob Sie handelsübliche Blumentöpfe aus dem vorigen Jahr behalten haben, leere Joghurtbecher zweckentfremden oder selbst Töpfe aus Papier basteln, es gibt unendliche Möglichkeiten für passende Pflanzgefäße. Wichtig ist, dass alle Töpfe mit Löchern an der Unterseite versehen sind, damit überschüssiges Wasser abfließen kann. So wird vermieden, dass sich Staunässe bildet, wenn einmal zu viel gegossen wurde. Plastiktöpfe haben den Vorteil, dass sie leicht zu reinigen und unkompliziert in der Handhabung sind. Papiertöpfe können dafür direkt mit ausgepflanzt werden und verrotten langsam im Boden. Allerdings ist es schwierig, die Pflanzen in Papiertöpfen mit der richtigen Menge Wasser zu versorgen. Oft trocknen die Papiertöpfe zu schnell aus, denn die Erde ist wegen des durchlässigen Materials nicht vor Austrocknung geschützt.
Düngung
Kräuter sind sehr genügsam und gedeihen auch ohne viel zusätzlichen Dünger. Tomaten, Paprika, Aubergine und Co. verlangen bei der Anzucht regelmäßige Düngergaben. Der einfachste Weg ist es, mit einem handelsüblichen Flüssigdünger alle zwei Wochen Nährstoffe über das Gießwasser zu geben. Spätestens, wenn Pflanzen nicht mehr weiterwachsen oder die Blätter gelb werden, ist es Zeit für die Düngung.
Licht
Für die Anzucht ist ein nach Süden ausgerichtetes Fenster ideal, notfalls ist ein sonniges West- oder Ostfenster geeignet. Bekommen die Pflanzen zu wenig Licht, werden sie lang und dürr. Falls Sie keinen geeigneten Platz auf der Fensterbank haben, können Sie mit künstlichem Licht nachhelfen. Dazu eignen sich alle gelben oder weißen LED Leuchten, der Einsatz von speziellem Pflanzenleuchten ist nicht unbedingt nötig. Solange die Tage noch kurz sind, helfen ein paar Stunden zusätzliches Licht, damit die Pflanzen gesund und kräftig wachsen.
Temperatur
Insbesondere zur Keimung benötigen die Samen gleichbleibend hohe Temperaturen, während einige Arten recht robust sind und auch Schwankungen gut ertragen, verweigern andere die Keimung komplett, wenn es nur weniger Grad zu kalt ist. Die richtige Temperatur immer zu halten, kann in Wohnräumen zu einer Herausforderung werden. Zunächst einmal sollten Sie für eine isolierende Schicht unter den Blumentöpfen sorgen. Das kann mit einem Stück Filz, Styropor oder einem Holzbrettchen erreicht werden, damit stellen Sie sicher, dass die Kälte von der Fensterbank nicht ungehindert in die Anzuchttöpfe gelangt. Ein Standort über der Heizung, direkt am Fenster, wird oft gewählt, ist jedoch aus zwei Gründen nicht ideal. Zum einen kühlt der Platz am Fenster nachts oft stark aus, zum anderen setzt die trockene Heizungsluft Pflanzen zu. Nur oftmals ist das der einzige Platz, der infrage kommt. Versuchen Sie in dem Fall allzu große Temperaturunterschiede zu vermeiden, indem Sie abends eine Plastikabdeckung überstülpen oder sogar eine Heizmatte verwenden. Nach erfolgter Keimung können die Pflanzen einige Grad kühler gestellt werden. Das verhindert bei den noch kurzen Tagen, dass die Jungpflanzen in die Höhe schießen und vergeilen
Tipp: Stellen Sie ihre Samen bis zur Keimung ins warme Badezimmer. Hier wird ohnehin regelmäßig geheizt. Da das Badezimmer oftmals zu dunkel ist, können die widerstandsfähigeren Jungpflanzen auf die Fensterbank ziehen.
Es grünt nicht perfekt?
Sie haben alles richtig gemacht. Sie haben Ihre Samen täglich besprüht und auf gleichbleibend hohe Temperaturen geachtet und trotzdem will es einfach nicht klappen? Leider müssen wir uns auch auf der Fensterbank mit Schädlingen und Krankheiten auseinandersetzen. Hier stellen wir die häufigsten vor.
Trauermücken
Nicht selten ist die Erde vorbelastet mit Trauermücken. Die Larven der Fliegen fressen an den Wurzeln von Jungpflanzen. Sie verursachen große Schäden und sind in der Wohnung ohne natürliche Feinde überaus lästig. Stecken Sie vorsorglich einige Gelbtafeln zwischen ihre Jungpflanzen, schlüpfen die Fliegen, werden Sie magisch von der Farbe angezogen und bleiben auf den klebrigen Flächen haften. So wissen Sie schon frühzeitig über einen Befall Bescheid und können schnell reagieren. Bewährt hat es sich alle Anzuchttöpfe mit einer 1- 2 cm dichten Schicht Sand zu bedecken, damit die adulten Fliegen keine Eier in den Boden legen können. Zudem sollten Sie bei Trauermückenbefall weniger gießen. Falls Sie mit diesen Maßnahmen keinen Erfolg haben, können Sie den Plagegeistern mit den passenden Nützlingen zu Leibe rücken. Nematoden, kleine Fadenwürmer, können im Handel bestellt werden und vertilgen die Trauermückenlarven innerhalb weniger Tage restlos.
Blattläuse
Es kann schnell passieren, dass sich eine Blattlaus von draußen auf unsere Jungpflanzen verirrt. Dort finden die meist grünen Schädlinge perfekte Bedingungen vor, ganz ohne Fressfeinde. Kein Wunder, dass die Plage schnell überhandnimmt. Im ersten Schritt können Sie versuchen, die Blattläuse zu entfernen, indem Sie die Pflanzen abbrausen. Hilft das nicht, gibt es biologische Pflanzenschutzmittel auf Basis von Rapsöl oder Neem. Anders als im Freiland ist ein Blattlausbefall in der Wohnung ein ernstes Problem für die Pflanzen.
Keimlingskrankheiten
Manchmal kommt es vor, dass Samen überhaupt nicht keimen oder bald nach der Keimung absterben. Noch vor kurzen jung und gesund aussehende Keimlinge, werden an der Stielbasis glasig, knicken um und vertrocknen scheinbar trotz genügend Wasser. Hinter diesem ärgerlichen Phänomen stecken die sogenannten Keimlingskrankheiten, verschiedene Schadpilze sind die Ursache. Sobald der Befall ersichtlich ist, sind die Pflanzen nicht mehr zu retten. Damit sich die Krankheit nicht weiter verbreitet, sollten Sie befallende Pflanzen samt Erde entsorgen. Oftmals steckte der Krankheitserreger schon in der Erde. Zusätzlich begünstigt wird die Ausbreitung der Krankheit durch wenig Licht, kühle Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit.
Fazit
Wenn die Fensterbank langsam voll mit den verschiedensten Jungpflanzen wird, weiß man, bald geht die Gartensaison wieder richtig los. Nutzen Sie spezielle Anzuchterde und achten Sie auf ausreichend Licht, Wärme, Wasser und düngen Sie regelmäßig, sobald sich die Pflanzen im Wachstum befinden, dann entwickeln sich die Pflanzen gesund und kräftig, bis sie endlich im Sommer ins Freiland dürfen.