Die Geschichte der Kartoffel in Deutschland

Die Kartoffel: Von der Exotin zur deutschen Volksnahrung

Es gibt wohl kaum eine Pflanze, die die deutsche Kultur und Ernährung so stark geprägt hat wie die Kartoffel. Ihre Geschichte ist faszinierend und voller unerwarteter Wendungen.

Kartoffel-Wissen kompakt

  • Stammt ursprünglich aus Südamerika
  • Gelangte im 16. Jahrhundert nach Europa
  • Wurde anfangs als Zierpflanze betrachtet und mit Skepsis beäugt
  • Friedrich der Große förderte ihren Anbau
  • Ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil der deutschen Küche

Die Bedeutung der Kartoffel in der deutschen Kultur

In Deutschland nimmt die Kartoffel einen ganz besonderen Platz ein. Sie ist nicht nur ein Grundnahrungsmittel, sondern tief in unserer Kultur verwurzelt. Unsere Sprache ist gespickt mit Redewendungen rund um die Knolle. 'Alles in Butter, Kartoffeln in Druck' oder 'Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln' zeigen, wie sehr die Kartoffel unseren Alltag durchdrungen hat.

In der Küche ist die Kartoffel ein wahres Multitalent. Von Kartoffelsalat über knusprige Bratkartoffeln bis hin zu fluffigen Kartoffelklößen - die Liste der Gerichte scheint endlos. Jede Region hat ihre eigenen Spezialitäten entwickelt, die oft auf Kartoffeln basieren. Die Knolle ist zu einem Symbol für Bodenständigkeit und Tradition geworden.

Von den Anden nach Europa: Die Reise der Kartoffel

Die europäische Geschichte der Kartoffel beginnt mit ihrer Entdeckung durch spanische Konquistadoren in Südamerika. In den Anden war die Kartoffel schon seit Jahrtausenden ein wichtiges Nahrungsmittel. Die Inkas nannten sie 'papa' und hatten eine beeindruckende Vielfalt von Sorten gezüchtet.

Um 1570 brachten spanische Seefahrer die ersten Kartoffeln nach Europa. Zunächst landeten sie in Spanien und Italien, wo sie als exotische Zierpflanze in botanischen Gärten angebaut wurden. Niemand konnte damals ahnen, welche Bedeutung diese unscheinbare Knolle einmal haben würde.

Der Weg nach Deutschland

Wie genau die Kartoffel nach Deutschland kam, ist nicht eindeutig geklärt. Vermutlich gelangte sie im späten 16. Jahrhundert auf verschiedenen Wegen ins Land. Eine Theorie besagt, dass sie über England und die Niederlande nach Norddeutschland kam. Eine andere geht davon aus, dass sie über Italien die südlichen Regionen erreichte.

Anfangs wurde die Kartoffel hauptsächlich in Gärten von Adligen und Klöstern angebaut. Sie galt als exotische Pflanze und wurde mehr wegen ihrer hübschen Blüten geschätzt als wegen ihrer essbaren Knollen. Es sollte noch einige Zeit dauern, bis ihr wahres Potenzial erkannt wurde.

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Skepsis und Hindernisse: Die Kartoffel setzt sich durch

Die Einführung der Kartoffel als Nahrungsmittel stieß zunächst auf erhebliche Widerstände in der Bevölkerung. Die Menschen beäugten die neue Pflanze, deren essbare Teile unter der Erde wuchsen, mit Misstrauen. Im Volksmund wurde sie abfällig als 'Erdapfel' oder 'Grundbirne' bezeichnet.

Religiöse und kulturelle Vorbehalte

Es gab auch religiöse Bedenken. Da die Kartoffel in der Bibel nicht erwähnt wurde, hielten viele sie für eine Teufelsfrucht. Manche Geistliche predigten sogar gegen ihren Anbau. Zudem passte die Knolle nicht in das traditionelle Ernährungssystem, das hauptsächlich auf Getreide basierte.

Fehlendes Wissen über Anbau und Zubereitung

Ein weiteres Problem war das mangelnde Wissen über den richtigen Anbau und die Zubereitung der Kartoffel. Oft wurden die giftigen grünen Beeren gegessen oder die Knollen roh verzehrt, was zu Magenbeschwerden führte. Es brauchte Zeit und Aufklärung, bis die Menschen lernten, wie man Kartoffeln richtig anbaut, erntet und zubereitet.

Trotz dieser anfänglichen Schwierigkeiten entwickelte sich die Kartoffel in den folgenden Jahrhunderten zu einem der wichtigsten Nahrungsmittel in Deutschland. Ihre Geschichte zeigt eindrucksvoll, wie eine zunächst fremde Pflanze zur Grundlage der Ernährung werden kann.

Verbreitung und Akzeptanz der Kartoffel im 17. und 18. Jahrhundert

Die Geschichte der Kartoffel in Deutschland ist faszinierend und eng mit den Bemühungen der Landesherren und Agrarreformer verwoben. Im 17. und 18. Jahrhundert erkannten viele Herrscher das enorme Potenzial der Knolle als Nahrungsmittel für die Bevölkerung. Sie förderten aktiv den Anbau, um Hungersnöte zu bekämpfen und die Ernährungssituation zu verbessern - ein durchaus kluger Schachzug, wie sich später herausstellen sollte.

Die Rolle Friedrich des Großen

Eine besonders interessante Figur in dieser Geschichte ist Friedrich der Große von Preußen. Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung der Kartoffel. 1756 erließ er den berühmten 'Kartoffelbefehl', der den Anbau der Knolle in seinem Königreich vorschrieb. Dieser Erlass war Teil seiner Bestrebungen, die Landwirtschaft zu modernisieren und die Ernährungssicherheit zu erhöhen. Friedrich, der offenbar ein cleverer Stratege war, ließ Kartoffeln in seinen eigenen Gärten anbauen und stellte Wachen auf, um die Felder zu 'bewachen'. In Wirklichkeit wollte er die Bauern neugierig machen und zum Diebstahl der Knollen anregen - eine Art frühe Marketingstrategie, wenn man so will.

Überwindung von Vorurteilen

Trotz der Bemühungen der Herrscher stieß die Kartoffel anfangs auf heftige Ablehnung in der Bevölkerung. Viele Menschen betrachteten sie mit Argwohn, da sie als Nachtschattengewächs mit giftigen Verwandten in Verbindung gebracht wurde. Auch die Tatsache, dass der essbare Teil unter der Erde wächst, sorgte für Misstrauen. Diese Vorurteile konnten nur langsam abgebaut werden. Interessanterweise trugen Missernten und Hungersnöte dazu bei, dass die Menschen neue Nahrungsquellen erschließen mussten - Not macht eben erfinderisch.

Die Kartoffel als wichtige Nahrungsquelle in Krisenzeiten

Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts zeigte sich, wie wertvoll die Kartoffel als Nahrungsquelle in Zeiten der Not war. Ihre Bedeutung während Hungersnöten und Missernten kann kaum überschätzt werden.

Auswirkungen auf die Bevölkerungsentwicklung

Die Einführung der Kartoffel hatte weitreichende Folgen für die demografische Entwicklung Deutschlands. Sie ermöglichte es, mehr Menschen auf der gleichen Fläche zu ernähren. Dies führte zu einem beachtlichen Bevölkerungswachstum, das wiederum die Industrialisierung begünstigte. Die Kartoffel lieferte die nötige Energie für die wachsende Arbeiterschaft in den Städten - man könnte sagen, sie wurde zum Treibstoff der industriellen Revolution.

Rolle in Konflikten

Auch in Kriegszeiten erwies sich die Kartoffel als unverzichtbar. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) half sie, die Versorgung der Bevölkerung zu sichern. In späteren Konflikten, wie den Napoleonischen Kriegen, war sie ebenfalls wichtig für die Ernährung von Soldaten und Zivilbevölkerung. Die Kartoffel zeigte sich als erstaunlich widerstandsfähig und konnte selbst unter widrigsten Bedingungen angebaut werden - eine wahre Überlebenskünstlerin unter den Nutzpflanzen.

Die Verbreitung der Kartoffel in Deutschland war ein langwieriger Prozess, der von oben gefördert wurde, aber letztlich von der Bevölkerung angenommen werden musste. Ihre Bedeutung als Grundnahrungsmittel festigte sich in zahlreichen Krisenzeiten und trug wesentlich zur Entwicklung der deutschen Gesellschaft bei. Es ist faszinierend zu sehen, wie eine einzelne Pflanze einen so tiefgreifenden Einfluss auf die Geschichte eines ganzen Landes haben kann.

Landwirtschaftliche Revolution durch die Kartoffel

Die Einführung der Kartoffel in Deutschland löste eine regelrechte Revolution in der Landwirtschaft aus. Ich kann mir vorstellen, wie erstaunt die Bauern damals waren, als sie merkten, welches Potenzial in dieser unscheinbaren Knolle steckt. Sie veränderte nicht nur die Art und Weise, wie Landwirtschaft betrieben wurde, sondern hatte auch weitreichende wirtschaftliche Folgen für die ländlichen Gebiete.

Veränderungen in der Agrarstruktur

Die Kartoffel etablierte sich als neuartige Feldfrucht und zeigte sich dabei als wahres Multitalent. Im Gegensatz zum anspruchsvollen Getreide gedieh sie selbst auf kargen Böden und lieferte deutlich höhere Erträge pro Fläche. Das führte dazu, dass plötzlich Flächen interessant wurden, die vorher kaum genutzt werden konnten.

Besonders spannend finde ich, wie die Kartoffel die starre Dreifelderwirtschaft aufbrach. Als Hackfrucht ließ sie sich hervorragend in die Fruchtfolge integrieren und verbesserte durch die intensive Bodenbearbeitung sogar die Fruchtbarkeit für nachfolgende Kulturen. Ein echter Gewinn für die Landwirtschaft!

Neue Anbaumethoden und Techniken

Der Kartoffelanbau forderte von den Bauern ganz neue Fertigkeiten. Sie mussten lernen, wie man die Knollen richtig anbaut, pflegt und erntet. Dabei entstanden auch spezielle Geräte wie der Häufelpflug zum Anhäufeln der Kartoffeldämme. Es muss eine aufregende Zeit des Experimentierens und Lernens gewesen sein.

Auch die Lagerung stellte die Landwirte vor neue Herausforderungen. Man entwickelte frostfreie Erdmieten und Kartoffelkeller, um die Knollen über den Winter haltbar zu machen. Diese Innovationen waren entscheidend, um die Kartoffel als ganzjährige Nahrungsquelle nutzen zu können.

Wirtschaftliche Auswirkungen auf ländliche Gebiete

Die wirtschaftlichen Folgen der Kartoffel für die ländlichen Regionen waren beträchtlich. Durch die höheren und verlässlicheren Erträge konnten mehr Menschen ernährt werden, was zu einem deutlichen Bevölkerungswachstum führte. Man kann sich gut vorstellen, wie neue Dörfer entstanden, besonders in Gebieten, die vorher dünn besiedelt waren.

Gleichzeitig veränderte sich die Arbeitswelt auf dem Land grundlegend. Der arbeitsintensive Kartoffelanbau schuf neue Beschäftigungsmöglichkeiten. In guten Jahren erwirtschafteten die Bauern Überschüsse, die sie auf lokalen Märkten verkaufen konnten. Das kurbelte den Handel an und steigerte den Wohlstand in den Dörfern - ein echter wirtschaftlicher Aufschwung!

Die Kartoffel in der deutschen Küche und Kultur

Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Kartoffel von einem anfangs misstrauisch beäugten Fremdling zu einem festen Bestandteil der deutschen Küche und Kultur entwickelte. Sie prägte nicht nur regionale Kochtraditionen, sondern fand sogar Eingang in Literatur, Kunst und Volksmund.

Entwicklung typisch deutscher Kartoffelgerichte

Im Laufe der Zeit entstanden zahlreiche typisch deutsche Kartoffelgerichte. Pellkartoffeln mit Quark wurden zur beliebten Alltagsspeise - ein Gericht, das ich persönlich sehr schätze. In Norddeutschland erfreute sich der deftige Kartoffelsalat großer Beliebtheit, während in Süddeutschland Kartoffelknödel die Teller eroberten.

Auch raffinierte Zubereitungen wie Kartoffelpuffer oder Kartoffelgratin fanden ihren Weg in die deutsche Küche. Die Vielseitigkeit der Kartoffel zeigte sich in salzigen wie süßen Gerichten - vom herzhaften Eintopf bis zum süßen Kartoffelkuchen. Es gibt wohl kaum ein anderes Lebensmittel, das so vielfältig einsetzbar ist.

Einfluss auf regionale Kochtraditionen

Die Kartoffel beeinflusste die regionalen Kochtraditionen in ganz Deutschland. In der Pfalz entstand das traditionelle Gericht 'Saumagen', bei dem Kartoffeln eine wichtige Zutat sind. Im Ruhrgebiet wurde die 'Currywurst mit Pommes' zum Kultgericht - ein Beispiel dafür, wie die Kartoffel auch modernere Gerichte prägte.

Jede Region entwickelte ihre eigenen Spezialitäten: Reibekuchen im Rheinland, Grüne Klöße in Thüringen oder Kartoffelpuffer in Berlin. Die Kartoffel passte sich den vorhandenen Kochtraditionen an und bereicherte sie um neue Variationen. Diese regionale Vielfalt macht die deutsche Küche so spannend und abwechslungsreich.

Kartoffel in Literatur, Kunst und Volksmund

Die Bedeutung der Kartoffel spiegelte sich auch in Kultur und Sprache wider. In der Literatur taucht sie häufig als Symbol für einfache, bodenständige Kost auf. Theodor Fontane beschrieb in seinen 'Wanderungen durch die Mark Brandenburg' ausführlich den Kartoffelanbau - ein Zeugnis dafür, wie sehr die Kartoffel das Landschaftsbild prägte.

Auch in der Malerei fand die Kartoffel ihren Platz. Vincent van Goghs 'Die Kartoffelesser' ist zwar ein niederländisches Werk, spiegelt aber auch die Bedeutung der Kartoffel in Deutschland wider. Es zeigt eindrucksvoll, wie sehr die Knolle das Leben der einfachen Leute bestimmte.

Im Volksmund entstanden zahlreiche Redewendungen rund um die Kartoffel. 'Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln' oder 'Jetzt ist die Kartoffel heiß' sind bis heute gebräuchliche Ausdrücke. Sie zeigen, wie tief die Kartoffel in unserer Sprache und unserem Denken verwurzelt ist.

So wurde die Kartoffel von einer exotischen Pflanze zu einem festen Bestandteil der deutschen Kultur - in der Küche, in der Sprache und in der Kunst. Sie prägte die ländlichen Regionen nachhaltig und veränderte die Landwirtschaft grundlegend. Heute ist sie aus der deutschen Küche nicht mehr wegzudenken und hat ihren festen Platz in der kulinarischen Tradition des Landes. Es ist erstaunlich, wie eine einzelne Pflanze einen so tiefgreifenden Einfluss auf ein ganzes Land haben kann.

Züchtung und Sortenvielfalt in Deutschland: Ein faszinierendes Kapitel der Kartoffelgeschichte

Die Kartoffelzüchtung in Deutschland ist eine spannende Angelegenheit mit einer langen Tradition. Im Laufe der Zeit haben findige Züchter eine beeindruckende Vielfalt an Sorten hervorgebracht, die in Sachen Ertrag, Geschmack und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten immer besser wurden.

Ein Blick in die Welt der Kartoffelzüchtung

Die Arbeit der Züchter ist eine faszinierende Mischung aus alter Handwerkskunst und moderner Wissenschaft. Sie kombinieren bewährte Methoden mit den neuesten biotechnologischen Verfahren, um Kartoffeln zu entwickeln, die den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen sind. Dabei geht es nicht nur um höhere Erträge, sondern auch um Eigenschaften wie bessere Lagerfähigkeit und Resistenzen gegen gefürchtete Krankheiten wie die Kraut- und Knollenfäule.

Warum neue Kartoffelsorten so wichtig sind

Für die moderne Landwirtschaft sind diese neuen Sorten ein echter Segen. Sie sorgen dafür, dass die Erträge stabiler und die Anbaumethoden wirtschaftlicher werden. Ein besonders interessanter Aspekt ist, dass resistente Sorten den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren können - ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltigerer Landwirtschaft. Und dann gibt es noch die Spezialisten unter den Kartoffeln: Sorten, die speziell für die Herstellung von Chips oder Pommes frites gezüchtet werden. Es ist erstaunlich, wie vielseitig die bescheidene Kartoffel sein kann!

Alte Schätze bewahren

Während die Züchter eifrig an neuen Sorten arbeiten, gewinnt auch die Erhaltung alter Kartoffelsorten an Bedeutung. Initiativen wie 'Kartoffelvielfalt' setzen sich dafür ein, dieses genetische Erbe zu bewahren. Diese alten Sorten sind wie ein Schatz an Eigenschaften, der für zukünftige Züchtungen von unschätzbarem Wert sein könnte. Und nebenbei bereichern sie auch unsere Teller mit ihrer Vielfalt an Formen, Farben und Geschmäckern.

Die Kartoffel im Wandel der Zeit: Vom Kriegshelfer zum Lifestyle-Produkt

Die Rolle der Kartoffel hat sich im Laufe des letzten Jahrhunderts stark verändert, aber ihre Bedeutung ist nach wie vor enorm.

Treue Begleiterin in schweren Zeiten

In den Wirren der Weltkriege und der harten Nachkriegszeit war die Kartoffel ein wahrer Lebensretter. Ihre Anspruchslosigkeit im Anbau und ihr hoher Nährwert machten sie zum idealen Nahrungsmittel in Krisenzeiten. Ich kann mir gut vorstellen, wie die Menschen damals in ihren Schrebergärten eifrig Kartoffeln anbauten, um über die Runden zu kommen.

Neue Wege für die Knolle

Mit steigendem Wohlstand änderten sich auch die Essgewohnheiten. Plötzlich waren Convenience-Produkte wie Pommes frites, Chips und Fertiggerichte gefragt. Der Verbrauch an frischen Kartoffeln ging zurück, aber dafür eroberte die Knolle in neuen Formen unsere Teller. Heute erleben wir eine spannende Renaissance: Alte Sorten werden wiederentdeckt und innovative Zubereitungsarten machen die Kartoffel zum Star in der gehobenen Küche.

Fit für die Zukunft?

Die Kartoffel steht vor neuen Herausforderungen. Der Klimawandel macht den Anbau nicht einfacher, Trockenperioden und neue Schädlinge fordern ihren Tribut. Doch die Kartoffel hat schon immer bewiesen, dass sie anpassungsfähig ist. Als klimafreundliche und ressourcenschonende Kultur könnte sie sogar eine Schlüsselrolle in der nachhaltigen Ernährung der Zukunft spielen. Und wer weiß, vielleicht werden wir bald Bioplastik aus Kartoffeln herstellen - die Forschung arbeitet jedenfalls daran!

Ein Stück deutscher Identität auf dem Teller

Die Geschichte der Kartoffel in Deutschland ist wirklich faszinierend. Sie erzählt nicht nur von einem Nahrungsmittel, sondern spiegelt auch wider, wie sich unsere Gesellschaft entwickelt hat. Von der anfänglichen Skepsis bis zur heutigen Wertschätzung hat die Kartoffel einen weiten Weg zurückgelegt. Sie steht für Anpassungsfähigkeit und kulinarischen Einfallsreichtum – Eigenschaften, die wir Deutschen gerne für uns in Anspruch nehmen. Ob als traditionelles 'Pellkartoffel mit Quark'-Gericht oder in innovativen Zubereitungen – die Kartoffel ist und bleibt ein unverzichtbarer Teil unserer Küche und unserer Identität. Es ist erstaunlich, wie eine einzelne Pflanze so viel über ein ganzes Land aussagen kann!

Blühbirne

Häufige Fragen und Antworten

  1. Wie kam die Kartoffel ursprünglich nach Deutschland und Europa?
    Die Kartoffel gelangte um 1570 durch spanische Konquistadoren aus Südamerika nach Europa. Ursprünglich stammt sie aus den Anden, wo die Inkas sie 'papa' nannten und bereits eine beeindruckende Sortenvielfalt entwickelt hatten. Nach Europa kam sie zunächst nach Spanien und Italien, wo sie als exotische Zierpflanze in botanischen Gärten kultiviert wurde. Der genaue Weg nach Deutschland ist nicht eindeutig geklärt - vermutlich gelangte sie im späten 16. Jahrhundert auf verschiedenen Routen ins Land: über England und die Niederlande nach Norddeutschland oder über Italien in die südlichen Regionen. Anfangs wurde sie hauptsächlich in Adelsgärten und Klöstern angebaut und mehr wegen ihrer hübschen Blüten geschätzt als wegen ihrer essbaren Knollen. Niemand ahnte damals, welche revolutionäre Bedeutung diese unscheinbare Knolle für die deutsche Ernährung haben würde.
  2. Welche Rolle spielte Friedrich der Große bei der Verbreitung der Kartoffel in Deutschland?
    Friedrich der Große spielte eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung der Kartoffel in Deutschland. 1756 erließ er den berühmten 'Kartoffelbefehl', der den Anbau der Knolle in seinem preußischen Königreich vorschrieb. Dies war Teil seiner Bestrebungen, die Landwirtschaft zu modernisieren und die Ernährungssicherheit zu erhöhen. Friedrich entwickelte dabei eine clevere Strategie: Er ließ Kartoffeln in seinen eigenen Gärten anbauen und stellte Wachen auf, um die Felder scheinbar zu 'bewachen'. In Wirklichkeit sollte dies die Bauern neugierig machen und zum 'Diebstahl' der wertvollen Knollen anregen - eine Art frühe Marketingstrategie. Diese psychologisch geschickte Herangehensweise war erfolgreicher als direkte Befehle und trug maßgeblich dazu bei, dass die Kartoffel in Preußen Akzeptanz fand und sich als wichtiges Nahrungsmittel etablierte.
  3. Warum wurde die Kartoffel anfangs als Grundnahrungsmittel abgelehnt?
    Die Kartoffel stieß anfangs auf erhebliche Widerstände in der Bevölkerung aus verschiedenen Gründen. Als Nachtschattengewächs wurde sie mit giftigen Verwandten in Verbindung gebracht, was Misstrauen weckte. Besonders problematisch war, dass der essbare Teil unter der Erde wächst - dies passte nicht in das traditionelle Ernährungssystem, das hauptsächlich auf oberirdisch wachsendem Getreide basierte. Mangelndes Wissen über Anbau und Zubereitung führte zu gesundheitlichen Problemen: Oft wurden die giftigen grünen Beeren gegessen oder die Knollen roh verzehrt, was Magenbeschwerden verursachte. Die Menschen betrachteten die neue Pflanze mit Skepsis und bezeichneten sie abfällig als 'Erdapfel' oder 'Grundbirne'. Es brauchte Zeit und intensive Aufklärung, bis die Bevölkerung lernte, wie man Kartoffeln richtig anbaut, erntet und zubereitet, um sie als wertvolles Nahrungsmittel zu akzeptieren.
  4. Welche besonderen kulturellen und religiösen Vorbehalte gab es gegen die Kartoffel?
    Die religiösen und kulturellen Vorbehalte gegen die Kartoffel waren beträchtlich und tiefverwurzelt. Da die Kartoffel in der Bibel nicht erwähnt wurde, hielten viele Gläubige sie für eine 'Teufelsfrucht' - ein Vorurteil, das durch ihre Zugehörigkeit zu den Nachtschattengewächsen verstärkt wurde. Manche Geistliche predigten sogar aktiv gegen ihren Anbau und betrachteten sie als gottlos oder sündhaft. Die Tatsache, dass der essbare Teil unter der Erde wächst, verstärkte den Aberglauben - nach damaliger Vorstellung gehörte alles Unterirdische zum Reich des Bösen. Kulturell passte die Kartoffel nicht in das etablierte Ernährungssystem, das seit Jahrhunderten auf Getreide beruhte. Die fremde Herkunft aus der 'Neuen Welt' und die ungewohnten Eigenschaften der Pflanze machten sie suspekt. Diese tief verwurzelten Vorurteile konnten nur langsam durch Aufklärung, praktische Erfahrungen und die Unterstützung aufgeklärter Herrscher überwunden werden.
  5. Wie veränderte die Kartoffel die traditionelle Dreifelderwirtschaft in Deutschland?
    Die Kartoffel revolutionierte die traditionelle Dreifelderwirtschaft als innovative Hackfrucht, die völlig neue Möglichkeiten eröffnete. Im Gegensatz zum anspruchsvollen Getreide gedieh sie auch auf kargen Böden und lieferte deutlich höhere Erträge pro Fläche. Als Hackfrucht ließ sie sich hervorragend in die Fruchtfolge integrieren und durchbrach die starre Dreifelderwirtschaft. Besonders wertvoll war, dass der intensive Anbau mit regelmäßiger Bodenbearbeitung die Fruchtbarkeit für nachfolgende Kulturen verbesserte - die Kartoffel wurde somit zur Bodenverbessererin. Durch ihre Anspruchslosigkeit konnten plötzlich Flächen genutzt werden, die vorher brachliegengeblieben waren oder als ungeeignet galten. Dies führte zu einer erheblichen Ausweitung der nutzbaren Ackerfläche und ermöglichte höhere Gesamterträge auf den Höfen. Die Integration der Kartoffel in die Fruchtfolge machte die Landwirtschaft flexibler, ertragreicher und widerstandsfähiger gegen Ernteausfälle.
  6. Worin unterscheidet sich die Kartoffel von anderen Nachtschattengewächsen?
    Die Kartoffel (Solanum tuberosum) unterscheidet sich von anderen Nachtschattengewächsen hauptsächlich durch ihre essbaren unterirdischen Knollen. Während Verwandte wie Tomaten, Paprika oder Auberginen ihre Früchte oberirdisch tragen, bildet die Kartoffel essbare Speicherstoffe in verdickten Wurzelteilen aus. Ein wesentlicher Unterschied ist auch die Giftverteilung: Bei der Kartoffel sind nur die oberirdischen grünen Teile (Blätter, Stängel, Früchte) sowie grün gewordene oder keimende Knollen durch Solanin giftig - die reifen, nicht grünen Knollen hingegen sind ungiftig und sehr nahrhaft. Anders als andere Nachtschattengewächse wird die Kartoffel nicht wegen ihrer Früchte, sondern ausschließlich wegen der Knollen kultiviert. Auch klimatisch ist sie anspruchsloser: Während Tomaten und Paprika warme, sonnige Standorte benötigen, gedeiht die Kartoffel auch in kühleren, gemäßigten Klimazonen. Ihre vegetative Vermehrung über Knollen statt über Samen macht sie zudem einzigartig unter den Kulturpflanzen.
  7. Was ist der Unterschied zwischen den Begriffen Kartoffel, Erdapfel und Grundbirne?
    Die Begriffe Kartoffel, Erdapfel und Grundbirne bezeichnen alle dieselbe Pflanze (Solanum tuberosum), spiegeln aber verschiedene historische Entwicklungsphasen und regionale Traditionen wider. 'Kartoffel' ist die heute gebräuchliche Standardbezeichnung, die sich vom italienischen 'tartufolo' (Trüffel) ableitet - ein Hinweis auf die frühe Verwechslung mit dem edlen Pilz. 'Erdapfel' war anfangs eine abfällige Bezeichnung, die die Skepsis der Bevölkerung ausdrückte - man verglich die unbekannte Knolle spöttisch mit dem vertrauten Apfel, der jedoch unter der Erde wächst. 'Grundbirne' folgte derselben Logik und verglich sie mit der Birne. Diese volkstümlichen Namen entstanden aus dem Bedürfnis, das Fremde mit Bekanntem zu vergleichen. Während 'Erdapfel' heute noch gelegentlich verwendet wird, besonders in der Schweiz und Österreich, sind 'Grundbirne' und andere regionale Bezeichnungen weitgehend verschwunden. Die botanische Bezeichnung 'Solanum tuberosum' etablierte sich erst später wissenschaftlich.
  8. Welche typisch deutschen Kartoffelgerichte entstanden im Laufe der Geschichte?
    Im Laufe der Geschichte entstanden zahlreiche typisch deutsche Kartoffelgerichte, die die regionale Vielfalt des Landes widerspiegeln. Pellkartoffeln mit Quark entwickelten sich zur beliebten Alltagsspeise, besonders in Nord- und Mitteldeutschland. Der deftige Kartoffelsalat eroberte vor allem Norddeutschland, während in Bayern und anderen süddeutschen Regionen Kartoffelknödel (Klöße) die Teller dominierten. Kartoffelpuffer oder Reibekuchen wurden besonders im Rheinland zu einer geschätzten Spezialität. In Thüringen entstanden die berühmten 'Grünen Klöße', und Berlin entwickelte seine eigene Kartoffelpuffer-Tradition. Auch das raffinierte Kartoffelgratin fand seinen Weg in die deutsche Küche. Die Vielseitigkeit zeigte sich in salzigen wie süßen Variationen - vom herzhaften Eintopf bis zum süßen Kartoffelkuchen. Jede Region entwickelte dabei ihre eigenen Zubereitungsarten und Gewürzmischungen, die heute noch die regionale Identität prägen und die deutsche Küche bereichern.
  9. Wo kann man heute hochwertige Saatkartoffeln und alte Sorten kaufen?
    Hochwertige Saatkartoffeln und alte Sorten erhalten Sie heute bei verschiedenen spezialisierten Anbietern. Samen.de, ein etablierter Gartenexperte, bietet eine sorgfältig ausgewählte Palette an Pflanzkartoffeln, darunter auch seltene historische Sorten. Besonders wichtig ist der Kauf bei zertifizierten Anbietern, die gesundes, virusfreies Pflanzgut garantieren können. Neben Online-Gartenshops führen auch Gartencenter, landwirtschaftliche Genossenschaften und spezialisierte Kartoffelzuchtbetriebe qualitativ hochwertige Saatkartoffeln. Für seltene alte Sorten lohnt sich der Kontakt zu Erhaltungszüchtern und Vereinen wie 'Kartoffelvielfalt', die sich dem Erhalt historischer Sorten verschrieben haben. Saatgutbörsen und Tauschbörsen bieten ebenfalls interessante Möglichkeiten. Beim Kauf sollten Sie auf Herkunftsnachweis, Sortenechtheit und Gesundheitszertifikate achten. Die beste Pflanzzeit ist das Frühjahr nach den letzten Frösten, daher sollten Sie rechtzeitig bestellen.
  10. Welche Kriterien sind beim Kauf von Bio-Kartoffeln und Pflanzkartoffeln zu beachten?
    Beim Kauf von Bio-Kartoffeln und Pflanzkartoffeln sind mehrere wichtige Kriterien zu beachten. Samen.de und andere Fachgeschäfte empfehlen, auf gültige Bio-Zertifizierungen zu achten - erkennbar an Siegeln wie dem EU-Bio-Logo oder deutschen Bio-Verbänden wie Bioland oder Demeter. Pflanzkartoffeln sollten gesund, fest und keimfrei sein, ohne Druckstellen oder Fäulnis. Ein Gesundheitszeugnis oder Virusfreiheits-Nachweis ist besonders wichtig, da Kartoffeln anfällig für Viren sind. Bei der Sortenwahl sollten Sie auf Resistenzeigenschaften gegen Krankheiten wie Krautfäule achten. Die Herkunft spielt eine Rolle - regionale Anbieter garantieren oft bessere Anpassung an lokale Bedingungen. Lagerfähige Sorten eignen sich für die Vorratshaltung, während Frühkartoffeln schnell verbraucht werden müssen. Gute Anbieter informieren über Kochtyp (fest-, vorwiegend fest- oder mehligkochend) und Verwendungszweck. Der Kauf sollte rechtzeitig vor der Pflanzzeit erfolgen und die Knollen bis zur Aussaat kühl und dunkel gelagert werden.
  11. Wie beeinflusste die Kartoffel die gesellschaftliche Entwicklung und Bevölkerungsentwicklung in Deutschland?
    Die Kartoffel hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die gesellschaftliche und demografische Entwicklung Deutschlands. Durch ihre hohen und verlässlichen Erträge ermöglichte sie es, mehr Menschen auf derselben Fläche zu ernähren, was zu einem beträchtlichen Bevölkerungswachstum führte. Dieses Wachstum begünstigte wiederum die Industrialisierung, da mehr Arbeitskräfte verfügbar wurden. Die Kartoffel wurde zum 'Treibstoff' der industriellen Revolution und ermöglichte die Ernährung der wachsenden Arbeiterschaft in den Städten. Ländliche Gebiete erlebten einen Aufschwung - neue Dörfer entstanden, besonders in vorher dünn besiedelten Regionen. Der arbeitsintensive Kartoffelanbau schuf zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten und steigerte in guten Jahren den Wohlstand der Bauern durch Markterlöse. Gesellschaftlich verringerte die Kartoffel die Abhängigkeit von Getreideimporten und stärkte die Ernährungssouveränität. Sie demokratisierte gewissermaßen die Ernährung, da auch ärmere Bevölkerungsschichten Zugang zu nahrhafter Kost erhielten.
  12. Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hatte die Kartoffel auf die ländlichen Gebiete?
    Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Kartoffel auf ländliche Gebiete waren revolutionär. Durch höhere und stabilere Erträge pro Fläche konnten Bauern ihre Produktivität erheblich steigern und erwirtschafteten in guten Jahren erstmals regelmäßige Überschüsse für den Marktverkauf. Dies führte zu einer Belebung der lokalen Märkte und stärkte die regionale Wirtschaft. Der arbeitsintensive Kartoffelanbau schuf neue Beschäftigungsmöglichkeiten, besonders während der Pflanz- und Erntezeit. Vorher marginale oder ungenutzte Böden wurden plötzlich wirtschaftlich interessant, was zu einer Ausdehnung der bewirtschafteten Flächen führte. Die Kartoffel ermöglichte auch eine Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion - Bauern wurden weniger abhängig von Getreidepreisen und Witterungsrisiken. Neue Märkte entstanden: von der einfachen Direktvermarktung bis hin zu frühen Formen der Kartoffelverarbeitung. Der gesteigerte Wohlstand in ländlichen Gebieten förderte auch Handwerk und Handel, da mehr Kaufkraft vorhanden war.
  13. Wie entwickelte sich die Kartoffelzüchtung und Sortenvielfalt in Deutschland?
    Die Kartoffelzüchtung in Deutschland entwickelte sich von einfacher Auslese zu hochmoderner Wissenschaft. Anfangs beschränkten sich Bauern darauf, die besten Knollen für die nächste Saison aufzubewahren. Im 19. Jahrhundert begannen systematische Züchtungsarbeiten, die Ertrag, Geschmack und Widerstandsfähigkeit verbessern sollten. Deutsche Züchter entwickelten eine beeindruckende Sortenvielfalt, die verschiedene Kochtypen, Reifezeiten und Verwendungszwecke abdeckte. Moderne Züchtung kombiniert traditionelle Methoden mit biotechnologischen Verfahren, um resistente Sorten gegen Krankheiten wie die Kraut- und Knollenfäule zu entwickeln. Spezialsorten für die Verarbeitung zu Chips, Pommes oder Stärke entstanden. Heute arbeiten Züchter auch an klimaangepassten Sorten für den Klimawandel. Gleichzeitig gewinnt die Erhaltung alter Sorten an Bedeutung - Initiativen wie 'Kartoffelvielfalt' bewahren dieses genetische Erbe für zukünftige Generationen. Deutschland verfügt heute über eine der vielfältigsten Kartoffelsortimente weltweit mit über 200 zugelassenen Sorten.
  14. Welche Bedeutung hatte die Kartoffel für die Ernährungssicherheit in Krisenzeiten?
    Die Kartoffel erwies sich als unverzichtbar für die Ernährungssicherheit in Krisenzeiten und rettete unzählige Menschenleben. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) half sie bereits, die Versorgung der Bevölkerung zu sichern. In den Napoleonischen Kriegen war sie wichtig für Soldaten und Zivilbevölkerung. Besonders in den beiden Weltkriegen und der harten Nachkriegszeit wurde die Kartoffel zum Lebensretter - ihre Anspruchslosigkeit im Anbau und hoher Nährwert machten sie zum idealen Krisennahrungsmittel. Menschen bauten sie in Schrebergärten und auf kleinsten Flächen an, um zu überleben. Die Kartoffel konnte selbst bei Rohstoffmangel und ohne aufwendige Düngemittel angebaut werden. Ihre guten Lagereigenschaften ermöglichten die Bevorratung über Winter. Im Gegensatz zu Getreide, das oft konfisziert oder umkämpft war, konnten Kartoffeln dezentral angebaut und direkt verbraucht werden. Sie wurde zum Symbol der Überlebensfähigkeit und Widerstandskraft der deutschen Bevölkerung in schwierigsten Zeiten.
  15. Wie baut man Kartoffeln richtig an und welche Bodenbearbeitung ist erforderlich?
    Der richtige Kartoffelanbau beginnt mit der Bodenvorbereitung im zeitigen Frühjahr. Der Boden sollte tiefgründig gelockert und von Unkraut befreit werden. Kartoffeln bevorzugen lockere, humusreiche Böden mit guter Drainage. Spezialisierte Gartenhändler wie samen.de bieten geeignete Bodenverbesserungsmittel und Kompost an. Die Pflanzung erfolgt nach den letzten Frösten in etwa 10-15 cm tiefe Furchen mit 30-35 cm Reihenabstand. Während des Wachstums ist das Anhäufeln besonders wichtig - dabei wird Erde um die Pflanzen gehäufelt, um grüne Knollen zu verhindern. Geeignete Hacken und Häufelpflüge erleichtern diese Arbeit erheblich. Regelmäßige, aber nicht zu häufige Wassergaben fördern die Knollenbildung. Eine Mulchschicht hilft gegen Unkraut und hält die Feuchtigkeit. Die Ernte erfolgt bei welkender Pflanze - ein vorsichtiges Ausgraben schont die Knollen. Nach der Ernte sollten Kartoffeln einige Stunden abtrocknen, bevor sie eingelagert werden.
  16. Welche Lagerungsmethoden gibt es für Kartoffeln und wie funktionieren Erdmieten?
    Für die Kartoffellagerung gibt es verschiedene bewährte Methoden. Moderne Lagerung erfolgt in dunklen, gut belüfteten Kellern bei 4-6°C und hoher Luftfeuchtigkeit. Kartoffeln dürfen nie dem Licht ausgesetzt werden, da sie sonst grün und giftig werden. Traditionelle Erdmieten sind eine jahrhundertealte Methode: dabei werden Kartoffeln in einer etwa 80 cm tiefen Grube gelagert, die frostfrei und gut drainiert ist. Die Knollen werden auf einer Strohschicht ausgebreitet, mit weiterem Stroh bedeckt und schließlich mit Erde abgedeckt. Eine Belüftungsröhre verhindert Fäulnis. Hölzerne Kartoffelkisten oder Jutesäcke eignen sich für kleinere Mengen in Kellern oder Garagen. Wichtig ist, dass beschädigte oder keimende Kartoffeln regelmäßig aussortiert werden. Bei zu warmer Lagerung keimen sie aus, bei zu kalter werden sie süßlich. Moderne Folienbeutel mit Lüftungsschlitzen sind praktisch für den Hausgebrauch. Frühkartoffeln sind nicht lagerfähig und müssen schnell verbraucht werden.
  17. Stimmt es, dass die Kartoffel früher als Teufelsfrucht galt?
    Ja, die Bezeichnung der Kartoffel als 'Teufelsfrucht' entspricht den historischen Tatsachen und zeigt die tiefverwurzelten Vorurteile der damaligen Zeit. Da die Kartoffel in der Bibel nicht erwähnt wurde, betrachteten viele Gläubige sie mit Misstrauen und hielten sie für gottlos oder sündhaft. Ihre Zugehörigkeit zu den Nachtschattengewächsen verstärkte diese Vorbehalte, da andere Vertreter dieser Familie giftig waren. Besonders problematisch erschien vielen, dass der essbare Teil unter der Erde wächst - nach damaliger Vorstellung gehörte alles Unterirdische zum Reich des Bösen oder Dämonischen. Manche Geistliche predigten aktiv gegen ihren Anbau und warnten vor spirituellen Gefahren. Diese Vorurteile wurden durch anfängliche Vergiftungen verstärkt, wenn Menschen die giftigen grünen Beeren oder Blätter verzehrten. Die fremde Herkunft aus der 'Neuen Welt' machte sie zusätzlich verdächtig. Erst durch Aufklärung, praktische Erfahrungen und die Unterstützung aufgeklärter Herrscher wie Friedrich dem Großen konnten diese aberglaubischen Vorstellungen überwunden werden.
  18. Wie unterscheiden sich die regionalen Kartoffeltraditionen in Nord- und Süddeutschland?
    Die regionalen Kartoffeltraditionen zwischen Nord- und Süddeutschland zeigen deutliche Unterschiede, die historisch gewachsen sind. In Norddeutschland, wo die Kartoffel früher Fuß fasste, entwickelte sich eine Vorliebe für einfache, bodenständige Zubereitungen. Pellkartoffeln mit Quark, deftiger Kartoffelsalat mit Mayonnaise und Bratkartoffeln prägten die norddeutsche Küche. Der Kartoffelsalat wird dort traditionell mit Mayonnaise und oft mit Gewürzgurken zubereitet. In Süddeutschland entstanden raffiniertere Traditionen: Kartoffelknödel und Klöße wurden zu regionalen Spezialitäten, besonders in Bayern und Baden-Württemberg. Der süddeutsche Kartoffelsalat wird mit Essig-Öl-Dressing und oft mit Zwiebeln zubereitet. Auch die Sortenvorlieben unterscheiden sich: während im Norden eher festkochende Sorten für Salate bevorzugt werden, schätzt man im Süden mehlige Kartoffeln für Knödel und Püree. Diese Unterschiede spiegeln auch verschiedene kulturelle Einflüsse wider - norddeutsche Schlichtheit versus süddeutsche Gemütlichkeit und österreichische Einflüsse.
  19. Was unterscheidet Hackfrüchte wie die Kartoffel von anderen Feldfrüchten?
    Hackfrüchte wie die Kartoffel unterscheiden sich grundlegend von anderen Feldfrüchten durch ihre Anbaumethoden und Bodenwirkung. Der wichtigste Unterschied liegt in der intensiven mechanischen Bodenbearbeitung während der Wachstumsperiode. Während Getreide nach der Saat weitgehend ungestört wächst, erfordern Hackfrüchte regelmäßiges Hacken, Häufeln und Unkrautjäten. Diese intensive Bearbeitung lockert den Boden und verbessert seine Struktur nachhaltig. Hackfrüchte haben meist breitere Reihenabstände als Getreide, was die mechanische Bearbeitung ermöglicht. Sie binden durch ihr ausgedehntes Wurzelsystem Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten und hinterlassen nach der Ernte einen gut gelockerten, unkrautfreien Boden. In der Fruchtfolge wirken sie als 'Blattfrucht' bodenverbessernd für nachfolgende Getreidearten. Ernährungsphysiologisch unterscheiden sie sich durch höhere Kohlenhydratgehalte und spezielle Inhaltsstoffe. Der Anbau ist arbeitsintensiver, aber oft auch ertragreicher pro Flächeneinheit. Diese Eigenschaften machten Hackfrüchte zu wichtigen Partnern in der traditionellen Landwirtschaft.
  20. Worin liegt der Unterschied zwischen der botanischen Bezeichnung Solanum tuberosum und den volkstümlichen Namen der Kartoffel?
    Der Unterschied zwischen der botanischen Bezeichnung 'Solanum tuberosum' und den volkstümlichen Namen spiegelt verschiedene Betrachtungsweisen wider. 'Solanum tuberosum' ist die wissenschaftliche, international gültige Bezeichnung nach der binären Nomenklatur von Carl von Linné. 'Solanum' verweist auf die Zugehörigkeit zur Gattung der Nachtschatten, 'tuberosum' bedeutet 'knollig' und beschreibt die charakteristische Knollenbildung. Diese lateinische Bezeichnung ist präzise, eindeutig und weltweit verständlich. Die volkstümlichen Namen wie 'Kartoffel', 'Erdapfel' oder 'Grundbirne' entstanden hingegen aus der Alltagssprache und spiegeln kulturelle und historische Aspekte wider. 'Kartoffel' leitet sich vom italienischen 'tartufolo' (Trüffel) ab, 'Erdapfel' und 'Grundbirne' sind Vergleiche mit bekannten Früchten. Diese Namen zeigen, wie Menschen das Fremde durch Vergleiche mit Vertrautem zu verstehen suchten. Während die botanische Bezeichnung wissenschaftliche Präzision bietet, transportieren die volkstümlichen Namen kulturelle Geschichte und regionale Identität.
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