Techniken für ertragreichen Obstbaumschnitt: Gesunde Bäume, reiche Ernte

Obstbaumschnitt: Grundlagen für gesunde und ertragreiche Bäume

Ein fachgerechter Obstbaumschnitt ist entscheidend für vitale und produktive Obstbäume. Dieser Artikel beleuchtet die Grundlagen und Techniken.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Regelmäßiger Schnitt fördert Gesundheit und Ertrag
  • Schnittzeit und -technik variieren je nach Obstart
  • Richtige Werkzeuge und Sicherheit sind unerlässlich
  • Grundregeln beachten für optimale Ergebnisse

Die Bedeutung des korrekten Obstbaumschnitts

Viele Gartenbesitzer kennen die Situation: Der alte Apfelbaum im Garten trägt kaum noch Früchte. Oft liegt das an fehlendem oder falschem Schnitt. Ein regelmäßiger, fachgerechter Obstbaumschnitt ist entscheidend für gesunde, ertragreiche Bäume.

Durch gezieltes Schneiden fördern wir nicht nur die Fruchtbildung, sondern auch die Vitalität des Baumes. Ein gut geschnittener Obstbaum bildet eine offene Krone, die Licht und Luft optimal nutzt. Das verhindert Krankheiten und sorgt für eine bessere Fruchtqualität.

Ziele des Obstbaumschnitts

Der Obstbaumschnitt verfolgt im Wesentlichen drei Ziele:

  • Gesundheit: Eine luftige Krone beugt Pilzkrankheiten vor und erleichtert die Pflege.
  • Ertrag: Gezielte Schnittmaßnahmen regen die Bildung von Fruchtholz an und verbessern die Fruchtqualität.
  • Form: Ein gut aufgebauter Baum ist nicht nur schön anzusehen, sondern auch leichter zu pflegen und zu beernten.

Grundlagen des Obstbaumschnitts

Baumphysiologie und Wachstumsreaktionen

Um einen Obstbaum richtig zu schneiden, müssen wir verstehen, wie er auf Schnittmaßnahmen reagiert. Bäume folgen dem Prinzip der Apikaldominanz: Der oberste Trieb wächst am stärksten, während tiefer liegende Äste im Wachstum gehemmt werden. Durch gezieltes Einkürzen können wir dieses Prinzip für unsere Zwecke nutzen.

Die Reaktion auf verschiedene Schnittarten ist bemerkenswert: Ein starker Rückschnitt regt das Wachstum an, während ein moderater Schnitt eher die Blüten- und Fruchtbildung fördert. Diese Kenntnisse helfen uns, den Baum nach unseren Wünschen zu formen und zu lenken.

Schnittzeit: Winter- vs. Sommerschnitt

Die Frage nach dem richtigen Schnittzeitpunkt beschäftigt viele Hobbygärtner. Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Winter- und Sommerschnitt:

  • Winterschnitt: Er erfolgt in der Ruhephase, idealerweise an frostfreien Tagen zwischen November und März. Dieser Schnitt fördert das Wachstum und eignet sich besonders für junge Bäume und zur Kronenformung.
  • Sommerschnitt: Er wird nach der Ernte, meist im August, durchgeführt. Er bremst das Wachstum und fördert die Fruchtbildung. Besonders für ältere, stark wachsende Bäume ist er geeignet.

Aus langjähriger Erfahrung zeigt sich: Eine Kombination aus beiden Schnittarten bringt oft die besten Ergebnisse. So können Sie das Wachstum Ihrer Obstbäume optimal steuern.

Notwendige Werkzeuge und deren Pflege

Für einen sauberen Schnitt brauchen Sie das richtige Werkzeug. Unverzichtbar sind:

Achten Sie auf Qualität bei der Anschaffung - minderwertige Werkzeuge machen oft mehr Ärger als Freude. Pflegen Sie Ihre Schneidwerkzeuge regelmäßig: Reinigen, ölen und schärfen Sie sie nach jedem Einsatz. So bleiben sie lange funktionsfähig und Sie vermeiden die Übertragung von Krankheiten zwischen den Bäumen.

Sicherheitsaspekte beim Baumschnitt

Sicherheit geht vor, auch beim Obstbaumschnitt. Tragen Sie stets feste Handschuhe zum Schutz vor Verletzungen. Bei Arbeiten in der Höhe ist eine stabile Leiter unerlässlich - wackelige Konstruktionen sind lebensgefährlich!

Besonders wichtig: Überschätzen Sie sich nicht. Größere Schnittarbeiten, vor allem in Höhen über 3 Metern, sollten Sie lieber einem Fachmann überlassen. Ein Beispiel aus der Nachbarschaft zeigt die Risiken: Ein Hobbygärtner brach sich beim Versuch, einen hohen Ast zu sägen, den Arm. Seither überlässt er solche Arbeiten den Profis - eine kluge Entscheidung.

Allgemeine Schnittregeln

Die 3-D-Regel (Dürr, Dünn, Falsch)

Eine praktische Faustregel für den Obstbaumschnitt ist die 3-D-Regel. Sie besagt, dass folgende Äste entfernt werden sollten:

  • Dürre Äste: Abgestorbene Zweige bieten Eintrittspforten für Krankheiten und sollten immer entfernt werden.
  • Dünne Äste: Schwache, dünne Triebe tragen selten Früchte und nehmen nur Licht und Nährstoffe weg.
  • Falsch wachsende Äste: Dazu gehören nach innen wachsende, sich kreuzende oder reibende Äste.

Diese Regel hilft Ihnen, den Überblick zu behalten und systematisch vorzugehen.

Schnittführung und Wundversorgung

Für eine optimale Wundheilung ist die richtige Schnittführung entscheidend. Schneiden Sie immer knapp über einer nach außen zeigenden Knospe oder einem Astring. Der Schnitt sollte leicht schräg sein, damit Wasser abfließen kann.

Bei größeren Wunden ab etwa 5 cm Durchmesser empfiehlt sich eine Wundbehandlung mit Baumwachs oder spezieller Wundpaste. Dies schützt vor dem Eindringen von Krankheitserregern. Kleinere Wunden heilen in der Regel von selbst gut ab.

Kronenaufbau und Leitastauswahl

Eine gut aufgebaute Krone ist das Fundament für einen gesunden, ertragreichen Obstbaum. Ideal ist eine offene Pyramidenform mit einem zentralen Stamm (Mittelachse) und 3-5 Leitästen, die in einem Winkel von etwa 45 Grad vom Stamm abgehen.

Bei der Auswahl der Leitäste achten Sie auf:

  • Gleichmäßige Verteilung um den Stamm
  • Ausreichenden Abstand zueinander (mindestens 20-30 cm)
  • Kräftigen Wuchs und gesundes Aussehen

Alle anderen konkurrierenden Triebe werden entfernt oder eingekürzt. So entsteht eine luftige, gut belichtete Krone, die optimale Voraussetzungen für eine reiche Ernte bietet.

Umgang mit Konkurrenztrieben und Wasserschossen

Konkurrenztriebe und Wasserschosse sind echte Energieräuber im Obstbaum. Konkurrenztriebe wachsen parallel zum Mitteltrieb und stören den harmonischen Kronenaufbau. Wasserschosse sind stark wachsende, meist senkrecht stehende Triebe, die viel Kraft ziehen, aber kaum Früchte tragen.

Beide sollten konsequent entfernt werden. Konkurrenztriebe schneiden Sie komplett heraus, Wasserschosse können Sie entweder ganz entfernen oder, wenn Sie sie zur Verjüngung nutzen möchten, auf ein Auge zurückschneiden und umbinden.

Ein praktischer Hinweis: Wasserschosse lassen sich oft schon im Sommer leicht mit der Hand ausreißen. Das verhindert ein erneutes Austreiben besser als ein Schnitt.

Mit diesen Grundlagen sind Sie gut vorbereitet, um Ihre Obstbäume fachgerecht zu schneiden. Bedenken Sie: Praxis macht Sie zum Experten. Mit der Zeit entwickeln Sie ein Gespür dafür, was Ihr Baum benötigt. Bei Unsicherheiten zögern Sie nicht, einen Fachmann zu konsultieren. Ihr Obstbaum wird es Ihnen mit reicher Ernte danken!

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Spezifische Schnittechniken für Kernobst: Apfel und Birne im Fokus

Kernobst wie Äpfel und Birnen benötigen besondere Aufmerksamkeit beim Schnitt, um gesunde, ertragreiche Bäume zu erzielen. Hier sind wichtige Techniken für verschiedene Lebensphasen der Bäume:

Erziehungsschnitt bei jungen Bäumen

In den ersten Jahren nach der Pflanzung ist der Erziehungsschnitt wichtig für die zukünftige Form und Produktivität des Baumes. Ziel ist es, eine stabile Krone mit 3-4 kräftigen Leitästen aufzubauen.

  • Wählen Sie starke, nach außen wachsende Triebe als Leitäste aus
  • Entfernen Sie konkurrierende Triebe und solche, die nach innen wachsen
  • Kürzen Sie die Leitäste um etwa ein Drittel ein, um das Verzweigen zu fördern
  • Achten Sie auf einen offenen Kronenaufbau für gute Belichtung

Beim Erziehungsschnitt ist weniger oft mehr. Ein zu starker Rückschnitt kann das Wachstum unnötig verzögern.

Erhaltungsschnitt bei tragenden Bäumen

Sobald die Bäume in die Ertragsphase kommen, geht es darum, die Fruchtbildung zu fördern und die Kronenstruktur zu erhalten.

  • Entfernen Sie abgestorbene, kranke oder sich kreuzende Äste
  • Lichten Sie zu dichte Bereiche aus, um Licht und Luft in die Krone zu lassen
  • Kürzen Sie lange Triebe ein, um die Bildung von Fruchtholz anzuregen
  • Entfernen Sie Wasserschosse (steil nach oben wachsende Triebe)

Ein regelmäßiger, maßvoller Schnitt hält den Baum vital und fördert die Bildung neuer Fruchtknospen.

Verjüngungsschnitt bei älteren Bäumen

Ältere Obstbäume neigen dazu, weniger und kleinere Früchte zu tragen. Ein Verjüngungsschnitt kann hier hilfreich sein:

  • Entfernen Sie abgestorbene und überalterte Astpartien
  • Schneiden Sie vergreiste Fruchtäste auf jüngeres Holz zurück
  • Fördern Sie junge Triebe, die die alte Struktur ersetzen können
  • Reduzieren Sie die Kronenhöhe, um die Ernte zu erleichtern

Vorsicht: Ein zu starker Verjüngungsschnitt kann den Baum stressen. Verteilen Sie größere Eingriffe am besten über mehrere Jahre.

Besonderheiten bei Spindelbäumen und anderen Formobstarten

Formobst wie Spindelbäume erfordern spezielle Schnitttechniken, um ihre charakteristische Form zu erhalten:

  • Halten Sie die zentrale Spindel dominant, indem Sie Konkurrenztriebe entfernen
  • Schneiden Sie seitliche Fruchtäste auf Astring, um sie kurz zu halten
  • Fördern Sie eine pyramidale Form mit nach unten länger werdenden Seitenästen
  • Erneuern Sie regelmäßig ältere Fruchtäste durch jüngere Triebe

Bei Spalierobst ist es wichtig, die waagerechte Ausrichtung der Fruchtäste zu fördern, da dies die Blütenbildung begünstigt.

Schnittechniken für Steinobst: Kirsche, Pflaume und Pfirsich

Steinobst reagiert empfindlicher auf Schnittmaßnahmen als Kernobst. Hier sind einige wichtige Unterschiede und Techniken:

Unterschiede zum Kernobstschnitt

  • Steinobst verträgt generell weniger starke Eingriffe
  • Die Wundheilung ist langsamer, große Schnittwunden sollten vermieden werden
  • Fruchtholz wird weniger oft erneuert als bei Kernobst
  • Stärkeres Auslichten statt Zurückschneiden einzelner Triebe

Zeitpunkt und Intensität des Schnitts

Der beste Zeitpunkt für den Schnitt von Steinobst ist nach der Ernte im Spätsommer. So können die Schnittwunden noch vor dem Winter verheilen.

  • Kirschen: Nur leichter Auslichtungsschnitt, starke Eingriffe vermeiden
  • Pflaumen: Moderater Schnitt zur Förderung neuer Triebe
  • Pfirsiche: Regelmäßiger, stärkerer Schnitt zur Anregung von Neutrieben

Förderung von Fruchtholz und Blütenknospen

Bei Steinobst ist die Erhaltung und Förderung von Fruchtholz besonders wichtig:

  • Erhalten Sie kurze Fruchtspieße, sie tragen mehrere Jahre Früchte
  • Fördern Sie die Bildung neuer Blütenknospen durch gezieltes Auslichten
  • Entfernen Sie vergreistes Fruchtholz, um Platz für Neues zu schaffen

Spezielle Techniken für Süß- und Sauerkirschen

Kirschen reagieren empfindlich auf starke Schnitteingriffe. Hier einige Tipps:

  • Süßkirschen: Fördern Sie eine offene Krone mit wenigen, starken Leitästen
  • Sauerkirschen: Regelmäßige Auslichtung zur Förderung junger, fruchtbarer Triebe
  • Vermeiden Sie Schnitte über 5 cm Durchmesser, um Infektionen vorzubeugen
  • Entfernen Sie Wasserschosse konsequent, sie rauben dem Baum Kraft

Beachten Sie: Jeder Obstbaum ist individuell. Beobachten Sie die Reaktion Ihrer Bäume auf den Schnitt und passen Sie Ihre Technik entsprechend an. Mit Übung und Geduld werden Sie den Obstbaumschnitt gut beherrschen und sich über gesunde, ertragreiche Bäume freuen können.

Beerenobst und Strauchobst richtig schneiden

Beerenobst und Strauchobst erfordern eine spezielle Pflege, um optimale Erträge zu erzielen. Hier ein Überblick über die wichtigsten Schnittechniken für verschiedene Arten:

Schnitt von Johannis- und Stachelbeeren

Johannis- und Stachelbeeren tragen ihre Früchte hauptsächlich an zwei- bis dreijährigem Holz. Der Schnitt zielt darauf ab, einen ausgewogenen Mix aus jungen und älteren Trieben zu erhalten:

  • Entfernen Sie abgetragene, alte Triebe bodennah
  • Lichten Sie zu dicht stehende junge Triebe aus
  • Kürzen Sie die Seitentriebe auf 5-7 Augen ein
  • Schneiden Sie im Winter, bei Frost aber besser warten

Himbeeren und Brombeeren richtig schneiden

Bei Himbeeren und Brombeeren unterscheidet sich der Schnitt je nach Sorte:

Sommerhimbeeren:

  • Entfernen Sie abgetragene Ruten nach der Ernte bodennah
  • Belassen Sie 6-8 kräftige neue Ruten pro laufenden Meter
  • Kürzen Sie diese im Frühjahr auf etwa 1,60 m ein

Herbsthimbeeren:

  • Schneiden Sie alle Ruten im Winter bodennah ab
  • Im Sommer wachsen neue Ruten, die im Herbst Früchte tragen

Brombeeren:

  • Entfernen Sie abgetragene Ranken nach der Ernte
  • Kürzen Sie neue Ranken auf 6-8 Augen ein
  • Binden Sie die Ranken fächerförmig an

Pflege und Schnitt von Heidelbeersträuchern

Heidelbeeren benötigen nur einen leichten Pflegeschnitt:

  • Entfernen Sie alte, vergreiste Triebe bodennah
  • Schneiden Sie zu dicht stehende Zweige heraus
  • Kürzen Sie sehr lange Triebe um ein Drittel ein
  • Schneiden Sie im späten Winter oder zeitigen Frühjahr

Spezielle Schnittformen für besondere Ansprüche

Neben dem klassischen Obstbaumschnitt gibt es spezielle Schnittformen, die sowohl ästhetische als auch praktische Vorteile bieten:

Spalierobst: Anlage und Pflege

Spalierobst eignet sich hervorragend für kleine Gärten oder als Sichtschutz:

  • Wählen Sie schwachwüchsige Unterlagen
  • Ziehen Sie einen Mitteltrieb und symmetrische Seitentriebe
  • Binden Sie die Triebe waagerecht oder schräg an
  • Schneiden Sie Konkurrenztriebe konsequent weg
  • Kürzen Sie die Seitentriebe regelmäßig ein

Formobst: Ästhetik und Funktion vereinen

Formobst verbindet Gartenkunst mit Obstanbau:

  • Beliebte Formen sind Spindel, Palmette oder U-Form
  • Schneiden Sie regelmäßig, um die Form zu erhalten
  • Entfernen Sie nach innen wachsende Triebe
  • Fördern Sie fruchttragendes Kurztriebholz

Streuobstwiesen: Extensive Pflege für Biodiversität

Streuobstwiesen sind wertvolle Biotope und erfordern eine angepasste Pflege:

  • Führen Sie alle 2-3 Jahre einen Auslichtungsschnitt durch
  • Entfernen Sie kranke und abgestorbene Äste
  • Lichten Sie die Krone behutsam aus
  • Erhalten Sie alte Bäume durch vorsichtigen Verjüngungsschnitt
  • Pflanzen Sie regelmäßig junge Bäume nach

Sommerschnitt: Vorteile und Anwendungen

Der Sommerschnitt ergänzt den klassischen Winterschnitt und bietet einige Vorteile:

Wachstumsregulierung und Fruchtqualitätsverbesserung

Durch den Sommerschnitt können Sie das Wachstum Ihrer Obstgehölze gezielt steuern:

  • Bremst das Wachstum stark wüchsiger Bäume
  • Fördert die Bildung von Blütenknospen
  • Verbessert die Belichtung der Früchte
  • Erhöht die Fruchtqualität und den Zuckergehalt

Techniken für verschiedene Obstarten

Je nach Obstart variieren die Sommerschnitt-Techniken:

Kernobst (Apfel, Birne):

  • Entfernen Sie Wasserschosse
  • Kürzen Sie zu lange Triebe um ein Drittel
  • Schneiden Sie nach der Ernte, spätestens Mitte August

Steinobst (Kirsche, Pflaume):

  • Entfernen Sie Konkurrenztriebe am Stamm
  • Schneiden Sie unmittelbar nach der Ernte

Kombination von Sommer- und Winterschnitt

Eine geschickte Kombination von Sommer- und Winterschnitt optimiert die Baumpflege:

  • Sommerschnitt für Wachstumsregulierung und Fruchtqualität
  • Winterschnitt für Kronenaufbau und Verjüngung
  • Passen Sie die Schnittintensität an Baumalter und -zustand an
  • Beobachten Sie die Reaktion des Baumes und passen Sie die Strategie an

Mit diesen Techniken können Sie Ihre Obstgehölze optimal pflegen und sich auf reiche Ernten und gesunde Pflanzen freuen. Beobachten Sie, wie Ihre Pflanzen auf den Schnitt reagieren, und sammeln Sie Erfahrungen, um Ihre Fähigkeiten stetig zu verbessern.

Häufige Fehler beim Obstbaumschnitt

Beim Obstbaumschnitt können selbst erfahrene Gärtner manchmal daneben greifen. Hier sind einige der häufigsten Fehler und wie man sie vermeidet:

Zu starker oder zu schwacher Schnitt

Ein zu starker Schnitt regt oft übermäßiges Wachstum an, während ein zu schwacher Schnitt die Fruchtbildung hemmen kann. Die richtige Balance zu finden, erfordert Erfahrung und ein gutes Auge. Als Orientierung gilt: Entfernen Sie nicht mehr als ein Drittel der Krone pro Jahr.

Falsche Schnittzeitpunkte

Der richtige Zeitpunkt ist wichtig. Viele schneiden zu spät im Frühjahr, wenn der Saft schon steigt. Besser ist es, den Hauptschnitt im späten Winter durchzuführen. Sommerschnitte sollten nur vorsichtig und gezielt erfolgen.

Unsachgemäße Schnittführung

Stümpfe und zu dicht am Stamm gesetzte Schnitte können zu Fäulnis führen. Schneiden Sie Äste immer knapp über dem Astring ab, ohne diesen zu verletzen. Bei größeren Ästen hilft die Dreiteilung des Schnitts, um Rindenrisse zu vermeiden.

Fortgeschrittene Techniken

Wer seinen Obstbäumen etwas Gutes tun möchte, kann sich an fortgeschrittene Techniken heranwagen:

Schnittveredelung zur Sortenerneuerung

Mit dieser Methode können Sie einen alten Baum mit einer neuen Sorte "umpfropfen". Dabei werden Edelreiser auf die Stümpfe zurückgeschnittener Äste aufgesetzt. Es braucht Zeit, aber nach einigen Jahren tragen die neuen Zweige Früchte der gewünschten Sorte.

Regenerationsschnitt bei vernachlässigten Bäumen

Alte, lange nicht geschnittene Bäume lassen sich oft noch retten. Hier ist ein mehrjähriger Plan nötig: Im ersten Jahr entfernen Sie nur abgestorbene und kranke Äste. In den Folgejahren lichten Sie die Krone schrittweise aus und verjüngen sie durch gezielte Rückschnitte.

Ökologische Aspekte des Obstbaumschnitts

Berücksichtigen Sie beim Schnitt auch die Natur: Belassen Sie einige Totholzäste als Nistplätze für Vögel und Insekten. Schnittgut kann zu Haufen aufgeschichtet werden und bietet so Unterschlupf für Igel und andere Nützlinge. Mulchen Sie mit den gehäckselten Zweigen den Boden unter dem Baum - das fördert das Bodenleben.

Pflege mit Augenmaß

Der richtige Obstbaumschnitt erfordert Übung und Geduld. Beobachten Sie Ihre Bäume genau und reagieren Sie auf ihre Bedürfnisse. Ein gut gepflegter Obstbaum dankt es Ihnen mit reicher Ernte und langer Lebensdauer. Bedenken Sie: Jeder Schnitt ist ein Eingriff in die Natur des Baumes. Gehen Sie behutsam vor und lassen Sie sich von der natürlichen Wuchsform leiten.

Mit der Zeit entwickeln Sie ein Gespür dafür, was Ihre Bäume brauchen. Schnittkurse oder Apps zur Baumbestimmung können hilfreich sein, ersetzen aber nicht die eigene Erfahrung. Letztendlich ist jeder Baum einzigartig und verdient individuelle Aufmerksamkeit.

Ob alter Streuobstbaum oder junger Spalier - mit dem richtigen Schnitt fördern Sie nicht nur den Ertrag, sondern auch die Gesundheit und Schönheit Ihrer Obstbäume. Vielleicht entdecken Sie dabei sogar eine neue Leidenschaft für sich.

Tags: Obst
Blühbirne

Häufige Fragen und Antworten

  1. Was versteht man unter Obstbaumschnitt und warum ist er so wichtig?
    Unter Obstbaumschnitt versteht man das gezielte Entfernen und Kürzen von Ästen und Trieben an Obstgehölzen. Diese Maßnahme ist entscheidend für die Gesundheit und Produktivität der Bäume. Ein fachgerechter Schnitt fördert die Bildung einer offenen Krone, die Licht und Luft optimal nutzt und dadurch Pilzkrankheiten vorbeugt. Durch regelmäßiges Schneiden wird nicht nur die Fruchtbildung angeregt, sondern auch die Fruchtqualität verbessert. Ein gut geschnittener Obstbaum entwickelt eine stabile Kronenstruktur, die das Ernten erleichtert und die Lebensdauer des Baumes verlängert. Ohne korrekten Schnitt neigen Obstbäume dazu, zu vergreisen, weniger und kleinere Früchte zu tragen und anfälliger für Krankheiten zu werden. Der Obstbaumschnitt ist somit eine grundlegende Pflegemaßnahme für jeden ertragreichen Obstgarten.
  2. Welche Ziele werden mit dem Baumschnitt bei Obstgehölzen verfolgt?
    Der Obstbaumschnitt verfolgt im Wesentlichen drei Hauptziele: Gesundheit, Ertrag und Form. Beim Gesundheitsziel steht die Förderung einer luftigen Krone im Vordergrund, die Pilzkrankheiten vorbeugt und die Pflege erleichtert. Das Ertragsziel fokussiert sich auf die gezielte Anregung der Fruchtholzbildung und die Verbesserung der Fruchtqualität durch optimale Belichtung. Das Formziel zielt auf den Aufbau einer stabilen, gut strukturierten Krone ab, die nicht nur ästhetisch ansprechend ist, sondern auch praktische Vorteile bietet: Sie erleichtert die Ernte und reduziert das Risiko von Astbrüchen. Zusätzlich dient der Schnitt der Wachstumsregulierung, der Verjüngung alter Baumteile und der Förderung neuer Triebe. Durch diese vielschichtigen Ziele wird der Obstbaum optimal auf seine Aufgabe als Fruchtproduzent vorbereitet und seine Lebensdauer deutlich verlängert.
  3. Wie unterscheiden sich Winterschnitt und Sommerschnitt bei Obstbäumen?
    Winterschnitt und Sommerschnitt unterscheiden sich grundlegend in Zeitpunkt, Wirkung und Zielsetzung. Der Winterschnitt erfolgt in der Ruhephase zwischen November und März an frostfreien Tagen. Er fördert das Wachstum und eignet sich besonders für junge Bäume und zur Kronenformung. Durch den Winterschnitt wird der Baum zu verstärktem Austrieb angeregt, da die gespeicherte Energie auf weniger Triebe verteilt wird. Der Sommerschnitt hingegen wird nach der Ernte, meist im August, durchgeführt. Er bremst das Wachstum und fördert die Fruchtbildung, weshalb er besonders für ältere, stark wachsende Bäume geeignet ist. Beim Sommerschnitt werden hauptsächlich Wasserschosse entfernt und überlange Triebe eingekürzt. Aus der Praxis zeigt sich, dass eine Kombination beider Schnittarten optimale Ergebnisse bringt: Winterschnitt für Strukturaufbau und Sommerschnitt für Ertragsoptimierung.
  4. Was besagt die 3-D-Regel beim Schneiden von Obstbäumen?
    Die 3-D-Regel ist eine praktische Faustregel, die beim Obstbaumschnitt systematisches Vorgehen ermöglicht. Sie besagt, dass drei Kategorien von Ästen prioritär entfernt werden sollten: Dürre, Dünne und falsch wachsende Äste. Dürre Äste sind abgestorbene Zweige, die Eintrittspforten für Krankheitserreger darstellen und daher immer entfernt werden müssen. Dünne Äste sind schwache, kraftlose Triebe, die selten Früchte tragen und nur unnötig Energie verbrauchen. Falsch wachsende Äste umfassen nach innen gerichtete Zweige, sich kreuzende oder reibende Äste sowie Konkurrenztriebe, die die gewünschte Kronenstruktur stören. Diese Regel hilft Hobbygärtnern, den Überblick zu behalten und methodisch vorzugehen. Sie ist besonders für Anfänger wertvoll, da sie eine klare Orientierung bietet und verhindert, dass wichtige Schnittmaßnahmen übersehen werden. Die 3-D-Regel bildet das Fundament für jeden erfolgreichen Obstbaumschnitt.
  5. Welche besonderen Sicherheitsaspekte sind beim Obstbaumschnitt zu beachten?
    Sicherheit steht beim Obstbaumschnitt an oberster Stelle. Grundlegende Schutzmaßnahmen umfassen das Tragen fester Handschuhe zum Schutz vor Verletzungen und Schnitten. Bei Arbeiten in der Höhe ist eine stabile, geprüfte Leiter unerlässlich - wackelige Konstruktionen sind lebensgefährlich. Die richtige Leiterhaltung und das Drei-Punkte-Prinzip (immer drei Körperteile haben Kontakt zur Leiter) sind entscheidend. Besonders wichtig ist die realistische Selbsteinschätzung: Arbeiten über drei Metern Höhe sollten Fachleuten überlassen werden. Das Beispiel eines Hobbygärtners, der sich beim Versuch, einen hohen Ast zu sägen, den Arm brach, verdeutlicht die Risiken. Weitere Sicherheitsaspekte sind scharfes, gut gepflegtes Werkzeug für saubere Schnitte, das Vermeiden von Arbeiten bei schlechtem Wetter und die Absicherung des Arbeitsbereichs. Überschätzen Sie sich nicht - Sicherheit hat immer Vorrang vor Kostenersparnis.
  6. Worin unterscheidet sich das Schneiden von Kernobst und Steinobst?
    Kernobst und Steinobst erfordern unterschiedliche Schnittansätze aufgrund ihrer verschiedenen Wuchseigenschaften und Reaktionen. Kernobst wie Äpfel und Birnen verträgt stärkere Schnitteingriffe und regeneriert sich schneller. Diese Obstarten bilden williger neues Fruchtholz und können bei Bedarf auch kräftig zurückgeschnitten werden. Steinobst wie Kirschen, Pflaumen und Pfirsiche reagiert empfindlicher auf Schnittmaßnahmen. Die Wundheilung ist langsamer, weshalb große Schnittwunden vermieden werden sollten. Statt starker Rückschnitte wird beim Steinobst eher ausgelichtet, um die natürliche Kronenstruktur zu erhalten. Der optimale Schnittzeitpunkt unterscheidet sich ebenfalls: Während Kernobst vorzugsweise im Winter geschnitten wird, erfolgt der Steinobstschnitt besser nach der Ernte im Spätsommer. Steinobst-Fruchtholz wird auch weniger häufig erneuert als bei Kernobst. Diese Unterschiede zu beachten ist entscheidend für den langfristigen Erfolg der Baumpflege.
  7. Was ist der Unterschied zwischen Erziehungsschnitt und Erhaltungsschnitt?
    Erziehungsschnitt und Erhaltungsschnitt unterscheiden sich in Zielsetzung, Zeitpunkt und Intensität grundlegend. Der Erziehungsschnitt wird in den ersten Lebensjahren nach der Pflanzung durchgeführt und zielt auf den Aufbau einer optimalen Kronenstruktur ab. Dabei werden 3-4 kräftige Leitäste ausgewählt, konkurrierende Triebe entfernt und die gewünschte Grundform etabliert. Der Schnitt ist intensiver, da die Kronenarchitektur erst geformt wird. Leitäste werden um etwa ein Drittel eingekürzt, um das Verzweigen zu fördern. Der Erhaltungsschnitt hingegen beginnt, sobald die Bäume in die Ertragsphase kommen. Sein Ziel ist die Aufrechterhaltung der Kronenstruktur und die Förderung der Fruchtbildung. Er ist moderater und fokussiert sich auf das Entfernen kranker, sich kreuzender Äste und die Auslichtung zu dichter Bereiche. Während der Erziehungsschnitt die Zukunft des Baumes prägt, optimiert der Erhaltungsschnitt dessen laufende Produktivität.
  8. Welche Reaktionen zeigt ein Obstbaum auf verschiedene Schnittmaßnahmen?
    Obstbäume reagieren sehr spezifisch auf unterschiedliche Schnittmaßnahmen, was das Verständnis der Baumphysiologie entscheidend macht. Ein starker Rückschnitt regt das Wachstum an, da die im Wurzelsystem gespeicherte Energie auf weniger Triebe verteilt wird - der Baum treibt kräftig aus. Moderater Schnitt hingegen fördert eher die Blüten- und Fruchtbildung, da die Balance zwischen Wachstum und Reproduktion optimiert wird. Das Prinzip der Apikaldominanz zeigt sich darin, dass der oberste Trieb am stärksten wächst, während tiefer liegende Äste gehemmt werden. Sommerschnitt bremst das Wachstum und leitet die Energie in die Fruchtproduktion um. Auslichtungsschnitte verbessern die Belichtung und fördern die Bildung von Blütenknospen. Die Schnittführung beeinflusst ebenfalls die Reaktion: Schnitte über Außenknospen fördern die gewünschte Kronenöffnung. Diese Kenntnisse ermöglichen es, den Baum gezielt nach den eigenen Wünschen zu formen und zu lenken.
  9. Welche Gartenschere eignet sich am besten für den Obstbaumschnitt?
    Für den optimalen Obstbaumschnitt ist eine hochwertige Bypass-Gartenschere die beste Wahl. Diese schneidet sauberer als Amboss-Scheren und quetscht das Gewebe weniger, was eine bessere Wundheilung fördert. Wichtige Qualitätskriterien sind scharfe, beschichtete Klingen, ergonomische Griffe und ein Schnittdurchmesser bis mindestens 24mm. Gartenfachhändler wie samen.de empfehlen Modelle mit austauschbaren Klingen und Federn, da diese langfristig wartungsfreundlicher sind. Die Schere sollte gut in der Hand liegen und nicht zu schwer sein, um Ermüdung bei längeren Schnittarbeiten zu vermeiden. Besonders bewährt haben sich Scheren mit Antihaftbeschichtung, die das Verkleben mit Pflanzensäften reduzieren. Qualitative Unterschiede zeigen sich vor allem in der Langlebigkeit und Schnittsauberkeit. Eine scharfe Klinge ist entscheidend für saubere Schnitte ohne Quetschung des Gewebes. Investieren Sie in Qualität - eine gute Gartenschere hält bei ordentlicher Pflege viele Jahre und erleichtert die Arbeit erheblich.
  10. Wo kann man professionelle Astscheren für den Baumschnitt bestellen?
    Professionelle Astscheren für den Baumschnitt erhalten Sie bei spezialisierten Gartenfachhändlern, die sowohl stationär als auch online verfügbar sind. Etablierte Online-Gartenshops wie samen.de bieten eine breite Auswahl hochwertiger Astscheren namhafter Hersteller mit detaillierten Produktbeschreibungen und Kundenrezensionen. Beim Online-Kauf sollten Sie auf wichtige Kriterien achten: Schnittdurchmesser (idealerweise bis 50mm), Teleskopfunktion für höhere Äste, antihaftbeschichtete Klingen und ergonomische Griffe. Amboss-Astscheren eignen sich besonders für hartes, trockenes Holz, während Bypass-Astscheren für lebendes Holz bevorzugt werden. Fachkundige Gartenhändler bieten oft zusätzliche Services wie Beratung, Ersatzteilservice und Schärfservice. Der Vorteil des Online-Kaufs liegt in der größeren Auswahl, detaillierten Vergleichsmöglichkeiten und oft günstigeren Preisen. Achten Sie auf Qualitätsmarken und lesen Sie Kundenbewertungen, um die beste Astschere für Ihre Bedürfnisse zu finden.
  11. Welche physiologischen Prozesse beeinflussen das Wachstum nach dem Baumschnitt?
    Nach dem Baumschnitt werden komplexe physiologische Prozesse ausgelöst, die das Wachstumsverhalten entscheidend beeinflussen. Der wichtigste Mechanismus ist die Neuverteilung der Wachstumshormone, insbesondere der Auxine, die normalerweise in den Triebspitzen konzentriert sind. Durch das Entfernen von Triebspitzen wird die apikale Dominanz aufgehoben, wodurch schlafende Knospen aktiviert werden. Die im Wurzelsystem und Stamm gespeicherten Kohlenhydratreserven werden nach dem Schnitt auf weniger Wachstumspunkte verteilt, was zu verstärktem Austrieb führt. Gleichzeitig werden Stresshormone wie Ethylen freigesetzt, die Abwehrreaktionen und Wundheilung aktivieren. Der Saftstrom wird umgeleitet und konzentriert sich auf die verbliebenen Triebe. Die Photosyntheseleistung beeinflusst ebenfalls das Regenerationsvermögen - deshalb ist eine ausreichende Belaubung nach dem Schnitt wichtig. Diese hormonellen und biochemischen Veränderungen erklären, warum starke Schnitte zu kräftigem Wachstum führen, während moderate Eingriffe die Fruchtbildung fördern.
  12. Wie entwickelt sich die Wundheilung bei verschiedenen Obstbaumarten?
    Die Wundheilung variiert erheblich zwischen verschiedenen Obstbaumarten und beeinflusst die Schnittstrategien maßgeblich. Kernobst wie Äpfel und Birnen zeigt eine relativ schnelle und effektive Wundheilung. Die Kallus-Bildung beginnt bereits wenige Tage nach dem Schnitt, und kleinere Wunden schließen sich innerhalb einer Wachstumsperiode vollständig. Steinobst hingegen heilt deutlich langsamer und ist anfälliger für Infektionen. Kirschen sind besonders empfindlich und neigen zu Gummifluss an Schnittstellen. Pflaumen und Pfirsiche zeigen eine mittlere Heilungsgeschwindigkeit. Die Wundheilung folgt einem mehrstufigen Prozess: Zunächst trocknet die Schnittfläche, dann bildet sich Kallus-Gewebe, das die Wunde überwächst. Bei Wunden über 5cm Durchmesser empfiehlt sich Wundversorgung mit speziellem Baumwachs. Die Jahreszeit beeinflusst die Heilung ebenfalls - Schnitte im Spätsommer heilen bei Steinobst besser als Winterschnitte. Das Verständnis dieser artspezifischen Unterschiede ist entscheidend für erfolgreiche Schnittmaßnahmen.
  13. Welche biochemischen Vorgänge steuern die Fruchtholzbildung?
    Die Fruchtholzbildung wird durch komplexe biochemische Prozesse gesteuert, die das Verständnis für erfolgreichen Obstbaumschnitt vertiefen. Zentral ist das Verhältnis von Gibberellinen zu Cytokininen: Gibberelline fördern Längenwachstum, während Cytokinine die Seitentriebbildung und Blütenknospeninduktion anregen. Ein ausgewogenes C/N-Verhältnis (Kohlenstoff zu Stickstoff) ist entscheidend - hoher Kohlenstoffanteil fördert Blütenbildung, während hoher Stickstoffgehalt Wachstum anregt. Photoperiodische Signale und Temperaturwechsel lösen die Blütenknospeninduktion aus. Dabei spielen Florigen-Gene eine Schlüsselrolle bei der Umstellung von vegetativem zu reproduktivem Wachstum. Die Auxin-Konzentration in verschiedenen Baumteilen steuert die Apikaldominanz und damit die Fruchtholzverteilung. Mechanischer Stress durch Biegen oder moderaten Schnitt kann ebenfalls biochemische Signale auslösen, die zur Blütenbildung führen. Diese Erkenntnisse erklären, warum waagerecht gebundene Äste mehr Früchte tragen und warum moderater Schnitt effektiver für die Fruchtbildung ist als starker Rückschnitt.
  14. Wie beeinflusst die Apikaldominanz den erfolgreichen Kronenaufbau?
    Die Apikaldominanz ist ein fundamentales Prinzip, das den Kronenaufbau bei Obstbäumen maßgeblich bestimmt. Sie besagt, dass die oberste Knospe (Apex) das Wachstum der darunterliegenden Seitenknospen hemmt, indem sie Auxin-Hormone produziert, die nach unten transportiert werden. Beim Kronenaufbau nutzen wir dieses Prinzip gezielt: Durch das Einkürzen des Mitteltriebs wird dessen Dominanz gebrochen und die Entwicklung von Seitentrieben gefördert. Dies ist essentiell für die Bildung der gewünschten Leitäste. Der Schnittwinkel und die Position der Schnittführung beeinflussen, welche Knospen als neue Leittriebe fungieren. Wird die Spitze entfernt, übernimmt typischerweise die höchste verbliebene Knospe die Dominanz. Dieses Verständnis ermöglicht es, die Kronenstruktur bewusst zu steuern: Für eine offene Krone werden nach außen gerichtete Knospen gefördert, konkurrierende Mitteltriebe entfernt. Die geschickte Nutzung der Apikaldominanz ist der Schlüssel für einen harmonischen, stabilen Kronenaufbau, der optimale Licht- und Luftverhältnisse schafft.
  15. Wie führt man einen fachgerechten Verjüngungsschnitt bei alten Obstbäumen durch?
    Ein fachgerechter Verjüngungsschnitt bei alten Obstbäumen erfordert einen mehrjährigen, behutsamen Ansatz, um den Baum nicht zu überlasten. Im ersten Jahr werden ausschließlich abgestorbene, kranke und überalterte Astpartien entfernt. Dabei sollten nicht mehr als 25-30% der Gesamtkrone entfernt werden. Vergreiste Fruchtäste werden auf jüngeres, etwa 3-4 Jahre altes Holz zurückgeschnitten, erkennbar an der helleren Rindenfarbe. In den Folgejahren erfolgt die schrittweise Kronenhöhenreduzierung und weitere Auslichtung. Dabei werden bevorzugt steil stehende Äste entfernt und waagerecht wachsende gefördert. Wasserschosse, die nach dem ersten Schnitt verstärkt auftreten, werden größtenteils entfernt, einige der günstig stehenden können jedoch als Ersatz für alte Äste entwickelt werden. Wichtig ist die Förderung junger Triebe aus der unteren Kronenpartie, die langfristig die überalterten oberen Bereiche ersetzen können. Der Verjüngungsschnitt erstreckt sich idealerweise über 3-4 Jahre, um eine harmonische Kronenentwicklung zu gewährleisten.
  16. Welche Schritte sind bei der Anlage von Spalierobst zu beachten?
    Die erfolgreiche Anlage von Spalierobst erfordert systematische Planung und spezifische Schnitttechniken. Zunächst sollten schwachwüchsige Unterlagen gewählt werden, da diese kompakteres Wachstum fördern. Das Spaliergerüst aus stabilen Drähten oder Latten wird in 40-50cm Abständen horizontal montiert. Bei der Pflanzung wird der Mitteltrieb senkrecht, die Seitentriebe waagerecht oder in flachem Winkel geführt und angebunden. Der erste Formschnitt erfolgt durch das Einkürzen des Haupttriebs über dem zweiten Draht, wodurch die Entwicklung symmetrischer Seitentriebe gefördert wird. Konkurrenztriebe werden konsequent entfernt, nur die gewünschten Leitäste werden entwickelt. Alle nach vorne oder hinten wachsenden Triebe werden auf 2-3 Augen zurückgeschnitten, um Fruchtspieße zu bilden. Die Seitentriebe werden in den ersten Jahren jährlich um etwa ein Drittel eingekürzt, bis die gewünschte Spalierbreite erreicht ist. Regelmäßiges Anbinden und Sommerschnitt zur Entfernung störender Wasserschosse sind für die Formerhaltung essentiell.
  17. Stimmt es, dass ein starker Rückschnitt immer mehr Früchte bringt?
    Diese weitverbreitete Annahme ist ein Mythos und entspricht nicht der Realität der Baumphysiologie. Ein starker Rückschnitt führt paradoxerweise oft zum gegenteiligen Effekt: Der Baum investiert seine Energie primär in vegetatives Wachstum statt in Fruchtbildung. Nach drastischen Schnitten entstehen vermehrt Wasserschosse - stark wachsende, meist senkrechte Triebe, die zwar kräftig aussehen, aber selten Früchte tragen. Die Fruchtbildung wird hierdurch oft um mehrere Jahre verzögert. Moderater, regelmäßiger Schnitt ist deutlich effektiver: Er schafft die richtige Balance zwischen Wachstum und Fruchtproduktion. Das optimale Vorgehen ist ein ausgewogener Auslichtungsschnitt, der Licht in die Krone bringt und die Bildung von Fruchtholz fördert. Alte Fruchtäste werden behutsam verjüngt, nicht radikal entfernt. Bei vernachlässigten Bäumen ist ein mehrjähriger Verjüngungsplan deutlich erfolgreicher als ein einmaliger Radikalschnitt. Die Regel lautet: Weniger ist oft mehr - regelmäßige, maßvolle Eingriffe bringen nachhaltig bessere Erträge als drastische Maßnahmen.
  18. Welche regionalen Besonderheiten gibt es beim Obstbaumschnitt in verschiedenen Klimazonen?
    Regionale Klimaunterschiede erfordern angepasste Schnittstrategien für optimale Ergebnisse. In milden Weinbauregionen kann der Schnitt früher beginnen, da Frostschäden seltener auftreten. Hier sind auch mehrere leichte Schnitte über das Jahr verteilt möglich. In rauen Höhenlagen und kontinentalen Klimazonen sollte der Hauptschnitt erst Ende Februar bis März erfolgen, wenn die stärksten Fröste vorbei sind. Schnitte bei starkem Frost können zu Rindenschäden und verzögerter Wundheilung führen. In schneereichen Gebieten ist ein stabilerer Kronenaufbau nötig, um Astbrüche durch Schneelast zu vermeiden. Mediterrane Klimazonen erfordern verstärkten Sommerschnitt zur Beschattung der Früchte und Wassereinsparung. In windigen Küstenregionen sind niedrigere, kompaktere Kronen vorteilhaft. Auch die Sortenwahl beeinflusst die Schnittstrategie: Spätfrostgefährdete Sorten werden in kühleren Regionen später geschnitten, um die Blüte zu verzögern. Trockenere Gebiete profitieren von weniger intensiven Schnitten, da starkes Nachwachsen zusätzlichen Wasserstress bedeuten kann. Diese regionalen Anpassungen sind für langfristigen Erfolg essentiell.
  19. Worin unterscheidet sich der Pflegeschnitt von einem Auslichtungsschnitt?
    Pflegeschnitt und Auslichtungsschnitt unterscheiden sich in Zielsetzung, Umfang und Durchführung wesentlich. Der Pflegeschnitt ist ein regelmäßiger, umfassender Erhaltungsschnitt, der verschiedene Maßnahmen kombiniert: Entfernung kranker und abgestorbener Äste, Einkürzen zu langer Triebe, Beseitigung von Wasserschossen und moderate Kronenformung. Er wird typischerweise jährlich oder alle zwei Jahre durchgeführt und zielt auf die Gesamtgesundheit und Produktivität des Baumes ab. Der Auslichtungsschnitt hingegen konzentriert sich spezifisch auf die Verbesserung der Licht- und Luftverhältnisse in der Krone. Dabei werden gezielt dicht stehende, sich kreuzende oder nach innen wachsende Äste entfernt, ohne die äußere Kronenform wesentlich zu verändern. Er ist weniger intensiv und wird oft als Ergänzung zu anderen Schnittmaßnahmen eingesetzt. Während der Pflegeschnitt die allgemeine Baumgesundheit fördert, verbessert der Auslichtungsschnitt primär die Fruchtqualität durch bessere Besonnung und reduziert Pilzkrankheiten durch erhöhte Luftzirkulation. Beide Schnittformen ergänzen sich optimal in der Baumpflege.
  20. Was ist der Unterschied zwischen Schnittmaßnahmen und allgemeiner Baumpflege?
    Schnittmaßnahmen sind nur ein Teil der umfassenden Baumpflege, die deutlich mehr Aspekte umfasst. Schnittmaßnahmen fokussieren sich auf das gezielte Entfernen und Kürzen von Ästen und Trieben zur Kronenformung, Gesundheitsförderung und Ertragsoptimierung. Sie umfassen verschiedene Schnittarten wie Erziehungs-, Erhaltungs- und Verjüngungsschnitt. Die allgemeine Baumpflege hingegen ist ein ganzheitliches Konzept, das zusätzlich zu Schnittmaßnahmen die Düngung für optimale Nährstoffversorgung, Bewässerung in Trockenperioden, Bodenpflege durch Mulchen oder Kompostgabe und Pflanzenschutzmaßnahmen gegen Krankheiten und Schädlinge einschließt. Weitere wichtige Pflegemaßnahmen sind die Stammpflege, regelmäßige Kontrolle auf Schäden oder Krankheiten, sowie die Pflege der Baumscheibe. Während Schnittmaßnahmen hauptsächlich im Winter und sporadisch im Sommer erfolgen, erstreckt sich die allgemeine Baumpflege über das ganze Jahr. Ein gesunder, ertragreicher Obstbaum benötigt beide Komponenten: fachgerechte Schnitte sowie kontinuierliche, umfassende Pflege für optimales Gedeihen.
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